Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1904 in St. Louis
Das Deutsche Haus


Jahr: 1904
Stadt: St. Louis
Land: USA
Dauer: 30. April - 1. Dezember 1904
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Copyright:
Der deutsche Pavillon

Entschiedene Verhandlungen von Reichskommissar Legwald sicherten dem Deutschen Reich als einziger ausländischer Nation einen Bauplatz in zentraler und erhöhter Lage an der Spitze des amerikanischen Staatenplateaus. Bruno Schmitz errichtete hier das Deutsche Haus, dessen Entwurf sich gemäß dem Wunsch Kaiser Wilhelms II. weitgehend an Schlüters Charlottenburger Schloss orientierte. Auf 16.000 Quadratmetern Fläche komponierte Schmitz einen von großzügigen Terrassen umgebenen zweistöckigen Hauptbau, der über monumentale Freitreppen erreichbar war und mit einen Laubengang mit einem zweiten Gebäude verbunden wurde, das als Weinrestaurant diente. Mit seinen barock geschwungenen Formen und den acht großen versenkbaren Fenstern wurde dieser filigran wirkende Pavillon zum beliebtesten Restaurant des gesamten Ausstellungsgeländes.

Der 46 Meter lange und 21 Meter tiefe Hauptbau erhob sich auf einer Grundfläche von 930 Quadratmetern auf rechteckigem Grundriss. Wie in Charlottenburg wurde die Vorderfront durch einen vorgezogenen Mittelbau mit einem zweistöckigen Giebelrisalit mit großen Fenstern akzentuiert, über den sich die große Kuppel wölbte. Hier befand sich die kreisförmige Eingangshalle, von der aus die Besucher zu verschiedenen Ausstellung- oder Büroräumen und einem großen Lesesaal gelangten. Im Obergeschoss waren die Präsentationsräume eingerichtet: die achtsäulige Mittelhalle mit einer Büste des Kaisers und die Eichenholzgalerie, die zwischen Tressensaal und Brandenburger Kammer lag. Eine Tür führte von dort in einen großen Saal, in dem Gobelins aus dem Besitz des Kaisers ausgestellt waren. 1695 waren sie zur Verherrlichung der kriegerischen Taten des Großen Kurfürsten gewebt worden, sie zeigten die Schlacht bei Fehrbellin, die Landung auf der Insel Rügen, die Belagerung Stralsunds und die Beschießung Stettins.

Das Dach bildete eine von einem schmiedeeisernen Geländer umgebene Plattform, von der man einen großartigen Blick über das Ausstellungsgelände hatte. Die große Kuppel wurde in 48 Meter von einer Figur der Wettergöttin bekrönt. Hier hingen die vom Bochumer Verein für Bergbau und Stahlfabrikation gegossenen Glocken, die jeden Mittag und kurz vor Sonnenuntergang sowie zu besonderen Feierlichkeiten läuteten. Auf der Hauptterrasse fand am 6. Oktober, seit 1863 Feiertag der Deutschamerikaner, eine pompöse Zeremonie mit 146.000 Besuchern statt, um das Datum der ersten großen Kolonie deutscher Ansiedler im Jahre 1863 auf amerikanischem Boden zu feiern. In ihren patriotischen Festreden wiesen Carl Schurz, Emil Preetorius und der deutsche Botschafter nachdrücklich auf die unzertrennbaren Bande zwischen Deutschland und Amerika hin. Von Zeitgenossen besonders bewundert wurde die Innenausstattung der Schlossimitation, für die man Abgüsse des Stucks der Originalräume herstellen ließ und originale Möbel, Kunstwerke und mobilen Raumschmuck von Berlin nach Saint Louis transportierte. Dem Gesamtcharakter dieser Weltausstellung entsprechend brillierte der Beitrag nicht durch einen innovativen, gegenwartsbezogenen Ansatz, sondern bemühte historische Symbole zur Selbstdarstellung: "Was Friedrich I. als glänzenden Schein vorwegnahm, erhielt einen weltgeschichtlichen Inhalt: Am Turm der Charlottenburger Schlossfront schwebt in St. Louis über dem preußischen Wappen die deutsche Kaiserkrone. Wenn ihr jetziger Träger für dieses Haus die Kunstformen aus den Tagen seines ersten königlichen Ahnherrn wünschte, so geschah dies mit freudigem Recht des Erben am erworbenen Besitz." (Alfred Gotthold Meyer)



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr