Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1904 in St. Louis
"Weg zur Hölle" - Die Pike


Jahr: 1904
Stadt: St. Louis
Land: USA
Dauer: 30. April - 1. Dezember 1904
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Attraktionen

Um die Popularität und den materiellen Erfolg der Ausstellung zu sichern, wollte die Ausstellungsleitung nicht auf ein großzügiges Unterhaltungsangebot verzichten, doch sollte sich dies wie die "Midway Plaisance", das Vergnügungsviertel der Ausstellung in Chicago, auf einen abgegrenzten Bezirk konzentrieren. Die "Pike" genannte Vergnügungsmeile, die sich rechterhand vom Haupteingang 1.600 Meter bis zum Verwaltungsgebäude erstreckte, lud die Besucher zu einer fiktiven Weltreise ein, die mit der Überquerung der Tiroler Alpen nach einem Entwurf von Hermann Knauer begann. Bereits von weitem war die Bergsilhouette mit ihren schneebedeckten Gipfeln zu sehen. Eine Bergbahn führte in das teilweise massiv gebaute Gebirge hinein, dessen pittoreske Illusion durch gemalte Kulissen und folkloristische Auftritte wie Fronleichnamsprozessionen, Wandererszenen und märchenhafte Grottenspiele mit Nymphen gesteigert wurde. Durch steinerne Tunnels, dunkle Wälder, vorbei an Bergseen fuhr man bis zum Zillertal, dessen Berggipfel über einen Aufzug erklommen werden konnten. Mit Blick auf den Königsee glitt man auf Rutschen wieder ins Tal hinab. Dioramen von den bayerischen Königsschlössern oder begehbare Burgen und Bergdörfer, in deren Straßen regionale Produkte verkauft wurden oder einer Dorfkirche, die Veranstaltungsort der Oberammergauer Passionsspiele war, vervollständigten das Bild. Höhepunkt dieser Tour bildete ein im Stile König Ludwigs II. eingerichtetes Lokal, das 3.000 Besucher gleichzeitig zu Schuhplattlermusik mit Bier versorgen konnte. Ferner waren ein Eskimodorf, ein ägyptischer Bazar, ein irisches Dorf mit Spukschloss, der Löwenhof der Alhambra und mit einem Kamelritt das "geheimnisvolle Asien" zu besichtigen.

Aufwendig inszenierte Zukunftsvisionen, wo Sündern ihr späteres Leben im Schatten des Hades vorgeführt wurde, Rutschbahnen und Unterwasserfahrten, dressierte Tiere und Akrobaten, indianische Völkerschauen boten außergewöhnliche Attraktionen, während an anderer Stelle zur Stärkung des Patriotismus historische Ereignisse mit modernster Technik nachgestellt wurden. So waren der amerikanische Sieg über Kuba durch eine Seeschlacht oder die Überflutung von Galveston im Jahre 1900 zu bestaunen, der 5.000 Menschen zum Opfer gefallen waren. Den Höhepunkt an Illusion bot sicherlich die Zeitreise "Creation", in der Besucher in einem Wasserkanal Jahrtausende zurück bis zu den Anfängen der Menschheit - dargestellt durch einen als Rippe Adams verkleideten Schauspieler - geführt wurden. Besonders groß war der Andrang vor dem bereits in Chicago 1893 aufgebauten "Ferris Wheel", einem Riesenrad, von dessen höchstem Punkt aus man die gesamte Ausstellung überblicken konnte. Besonders Abends, wenn die Paläste geschlossen wurden, bot sich ein prächtiger Blick auf das farbige, von Kaskaden und Fontänen bewegte Lichtermeer. Ketten von Glühbirnen illuminierten in drei verschiedenen Farben architektonische Linien, Wasserfälle waren von unten grün beleuchtet und Säulenhallen erstrahlten im Gegenlicht.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr