Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1900 in Paris
 


Jahr: 1900
Stadt: Paris
Land: Frankreich
Dauer: 15. April - 12. November 1900
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Copyright: Kraemer 1900, o.S.
Kommentare

Friedrich Naumann: Ausstellungsbriefe (1908):

"Was aber soll ich nun in der Ausstellung wirklich tun? Zum zweiten Male war ich durch das Chaos gerannt, auf der Rutschbahn um die schöne Welt der Industrie herum gefahren, bis zur zweiten Etage des Eiffelturms gelangt, hatte von allem etwas gesehen und war des ziellosen Plätscherns in den bunten Wassern müde. Schon dachte ich, es sei Torheit, hier etwas lernen zu wollen. Wie kann ein Kopf Einzelheiten erfassen, wenn er von einer solchen Menge von blendenden und rauschenden Dingen bis in seine obersten Regionen hin überfüllt wird, wie ein brechend volles Lagerhaus? Aber es geht alles vorüber, auch der erste blendende Schreck einer Weltausstellung. Man wird apathisch, müde gelangweilt mitten im äußersten Reichtum an Abwechslung. Auf irgendeiner Bank sagt man sich, dass man ja nicht verpflichtet sei, die Speisekarte aller Völker abzuessen."

Quelle: Daidalos. 2, 1981, S.25.


Georg Malkowsky:

"Dass die Bedeutung der Jahrhundertausstellung die ihrer Vorgängerinnen von 1878 und 1889 bei weitem übertrifft, ist nicht allein durch ihre räumliche Ausdehnung bedingt. Genügte doch der mächtige Rahmen kaum, um das Riesenbild zu fassen, galt es doch, die gewaltigen Fortschritte der Kunst, der Wissenschaft und der Technik innerhalb des letzten Decenniums im Zusammenhange mit der unmittelbaren Vergangenheit begreiflich zu machen. Die retrospektiven Abteilungen bildeten ein besonders charakteristisches Unterscheidungsmerkmal der Centennal-Ausstellung, sie verliehen ihr einen bleibenden ideellen Wert, der weit über das Niveau einer internationalen Schaustellung hinausging.

Das Schlagwort vom "friedlichen Wettstreit der Nationen" hat sich mit der Verteilung der Medaillen und Auszeichnungen im wesentlichen erschöpft, und es mag den Ausstellern überlassen bleiben, das Maß ihrer Leistungen mit den Sprüchen der Preisrichter in Einklang zu bringen. Je mehr diese materiellen Äußerlichkeiten zurücktreten, um so augenfälliger drängt sich die ideelle Bedeutung der Pariser Ausstellung 1900 in den Vordergrund. Nicht um ein Konkurrieren allein handelte es sich, sondern vor allem um ein Lernen. Wie sehr man bestrebt war, die Arena in ein Gymnasium zu verwandeln, dafür zeugte die Unzahl der Kongresse, die Gelehrte und Techniker, Handels- und Socialpolitiker, Künstler und Literaten aller Nationen zum Austausch ihrer Meinungen und Erfahrungen auf dem Ausstellungsterrain zusammenführte. Nicht die Resultate der mächtigen Fortschrittsbewegung allein wurden zur Prüfung herbeigeschafft, ihre geistigen Urheber vereinigten sich, um sie in gemeinsamer Beratung rückblickend zu beurteilen und weit ausschauend zu regeln. Auch die Kongresse waren ein Wahrzeichen der Pariser Ausstellung von nachhaltiger Wirksamkeit, sie wiesen über die geschlossenen Pforten hinaus auf eine zukünftige Entwicklung hin. (...)

Quelle: Georg Malkowsky (Hg.): Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild. Berlin 1900, S.V.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr