Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1893 in Chicago
Eine elektrische Eröffnung


Jahr: 1893
Stadt: Chicago
Land: USA
Dauer: 1. Mai - 30. Oktober 1893
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Der erste Tag

Am 1. Mai 1893 bewegten sich die Ehrengäste und Verantwortlichen der Ausstellung in einem festlichen Zug mit 22 Wagen über die Midway Plaisance bis in den Ehrenhof, um die bis dahin größte Weltausstellung zu eröffnen. Als sich alle Beteiligten um fünf Minuten nach elf Uhr auf den Terrassen vor dem Verwaltungsgebäude versammelt hatten, gab der Generaldirektor das Zeichen für den Beginn des Festprogramms: Zur Einstimmung spielte ein Orchester den Columbusmarsch von Peine und die amerikanische Hymne. Es folgte ein ungewöhnlich langes Gebet, woraufhin die Schauspielerin Jessie Couthoui in spanischer Tracht das Gedicht 'Prophezeiung' von W.D. Croffut vortrug, der die Entdeckung Amerikas aus der Sicht von Columbus in Reime gekleidet hatte. Zeitzeugen bekamen davon aber nur einen optischen Eindruck mit: "Sie hatte mit lebhaften Bewegungen des Kopfes und offenbaren starken Pathos geredet - verstanden hatte man sie nur auf die Entfernung einiger Schritte." Nach weiteren Musikeinlagen folgte die den klassischen Mustern aller Eröffnungsreden von Weltausstellungen folgende Ansprache des Generaldirektors George R. Davis: "Es ist unsere Hoffnung, dass diese große Ausstellung der Anfang einer neuen Ära eines stabilen, materiellen Fortschritts sein werde, und dass durch die Zusammenkunft der Nationen hier wärmere und stärkere Freundschaft hergestellt und der Weltfriede dauernd gesichert werden möge." Grover Cleveland, der Präsident der Vereinigten Staaten, hob in seiner Eröffnungsrede besonders die Leistung des amerikanischen Volkes hervor: "Ich bin hier, um in die Glückwünsche einzustimmen, welche diesem Tage angemessen sind. Umgeben von den staunenswerten Ergebnissen amerikanischen Unternehmungsgeistes und amerikanischer Tatkraft und im Angesichte des herrlichen Zeugnisses amerikanischer Geschicklichkeit und Intelligenz, brauchen wir nicht zu fürchten, dass unsere Glückwünsche übertrieben sein werden. In der Gegenwart der ältesten Nationen der Erde weisen wir auf unsere hier ausgestellten Errungenschaften hin und haben nicht nötig, wegen unserer Jugend um Nachsicht zu bitten. Die Begeisterung für unsere eigenen Arbeiten erwärmt das Willkommen, welches wir denjenigen entgegenbringen, die aus fernen Landen zu uns kamen, um gemeinsam mit uns das Wachstum und die Bestrebungen auf dem Gebiet der Zivilisation vor Augen zu führen."

Im Anschluss an seine Rede berührte der Präsident inmitten von Tausenden von Besuchern und Ehrengästen mit seiner rechten Hand einen elektrischen Knopf auf einem mit der amerikanischen Fahne geschmückten Tisch, wodurch sich die Ausstellungsmaschinerie in Bewegung setzte. Fontänen schossen in die Luft, Wasserfälle stürzten sich in Kaskaden herab, Fahnen wurden gehisst und Glocken läuteten. Schließlich fiel die Verhüllung der goldenen Statue der Republik. Mit Salutschüssen und einem minutenlang währenden Hurra der Menge wurde die Zeremonie beendet.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr