Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1889 in Paris
Die Ausstellung: Arbeit und Exotik


Jahr: 1889
Stadt: Paris
Land: Frankreich
Dauer: 6. Mai - 31. Oktober 1889
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Copyright: Revue de l'Exposition universelle de 1889, S. 104
Bilanz

Natürlich waren in alter Weltausstellungs-Tradition am 6. Mai 1889, als die Exposition universelle durch den französischen Präsidenten Sidi Carnot eröffnet wurde, weder alle Gebäude fertiggestellt, noch alle Exponate an ihrem Platz. Dementsprechend zäh besucht war das Ausstellungsgelände in den ersten Tagen. Waren im Mai oft nicht mehr als 36.000 Besucher auf dem Marsfeld, so verzehnfachten sich die Zahlen bis zum Oktober. Die illustrierte Presse trug mit opulenter Bildberichterstattung sehr zur wachsenden Popularität der Ausstellung bei.

Besonders viele Erfindungen oder Neuentdeckungen bekamen die Besucher allerdings nicht zu sehen. Einzig Thomas Edison präsentierte eine herausragende Neuheit, den Phonographen. Die Möglichkeit, Töne aufzuzeichnen, hatte Edison bereits 1877 erprobt. Da er aber daraus nicht wie gewünscht ein Diktiergerät entwickeln konnte, ließ er die Erfindung wieder liegen, um erst für die Pariser Weltausstellung darauf zurückzugreifen, als er nach publikumswirksamen Ausstellungsstücken suchte. Der Stand mit den Hörgeräten war immer dicht umlagert, besonders gerne ließen sich die faszinierten Besucher Aufnahmen ihrer eigenen Stimmen mitgeben.

In der Kunstausstellung wurde neben den mit naturalistischen Genrebildern vollgestopften Gemäldeschauen auch die nutzbringende Anwendung neuerer Technologien vorgeführt. Der Brunnen der Stadt Paris etwa, der das Wappen der Stadt - ein Schiff, das mit zahlreichen Allegorien besetzt war - ins Dreidimensionale übersetzte, wurde mit elektrischen Bogenlampen illuminiert. Besonders raffiniert war die Wirkung der unterirdisch angebrachten Lampen, deren Lichtstrahlen durch bunte Glasplatten auf Spiegel fiel und in die Delphinskulpturen entströmenden Wasserstrahlen gelenkt wurden. Jeden Abend um 9 Uhr wurden alle Brunnen der Ausstellung wie bunte Juwelen beleuchtet, dann folgte ein spektakuläres Feuerwerk, das auch den Eiffelturm mit seinen Scheinwerfern an der Spitze scheinbar zur Explosion brachte.

Als ein Vorläufer der bei späteren Weltausstellungen obligatorischen Themenschauen kann die Ausstellung zur Geschichte der Arbeit gelten. In Dioramen und kleinen Modelllandschaften wurden die Tätigkeiten der ersten Menschen, die Entwicklung der Berufe von den Hochkulturen der Antike bis in die Gegenwart gezeigt. Arbeit als ein entscheidender, die Lebensverhältnisse verändernder Faktor wurde hier anschaulich gemacht und begrifflich definiert. Der optimistische Fortschrittsglaube der Zeit fand hier seine Rechtfertigung. Das Ziel der für damalige Verhältnisse recht nüchtern präsentierten Schau war die Erziehung zum sozialen Frieden zwischen den Klassen.

Sehr viel populärer war die Ausstellung der französischen Kolonien und der asiatischen Nationen. In einem bunten Gemisch von Wohnbauten, Tempeln und Pavillons sollte ihre Lebenskultur vorgeführt werden. Der Reiz des Exotischen war groß. Die 'Straße von Kairo' zog neben dem Eiffelturm am meisten Neugierige an. Hier gab es erstmals in Paris einen echten Bauchtanz zu sehen, der so skandalös war, dass die Behörden die Schließung des Etablissements in Erwägung zogen, was wiederum für noch mehr Zulauf sorgte. Ebenfalls sehr beliebt waren die javanischen Tänze im holländischen Pavillon. Bislang waren alle chinesischen und orientalischen Moden nur durch Literaten und Künstler vermittelt nach Europa gekommen. Auf der Exposition universelle wurden aber die fremden Völker leibhaftig als Exponate inszeniert vor. Erst langsam sollten sich die Europäer an den Gedanken gewöhnen, dass es noch andere lebendige Hochkulturen geben könne. Die Werte fremder Zivilisationen drangen von nun an in das selbstherrliche europäische Denken ein.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr