Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1873 in Wien
Die Rotunde


Jahr: 1873
Stadt: Wien
Land: Österreich
Dauer: 1. Mai - 31. Oktober 1873
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Copyright:
Wahrzeichen

Für die Konzeption der Rotunde griff Ingenieur Scott Russel auf seinen anlässlich der Londoner Weltausstellung 1851 entstandenen Entwurf einer 45 Meter hohen Kuppel zurück. Obwohl man Russel Fehler in Berechnungen der Statik und des Materialaufwandes vorwarf, stimmte auch Hasenauer dem Projekt zu und übertrug die aufwendige Realisierung dem Architekten Friedrich Schmidt, der unter anderem mit der Duisburger Stahlfirma Johann Caspar Harkort zusammenarbeitete. Tatsächlich traten beim Bau der Dachkonstruktion enorme Schwierigkeiten auf, die die Fertigstellung des Gebäudes bis zum März 1873 hinauszögerten. Auf 32 jeweils 24 Meter hohen, kreisförmig angeordneten Stützen ruhte ein enormer Zugring von 104 Metern Durchmesser, der am Boden zusammengenietet und erst dann angehoben wurde. Dieser Ring trug 41 Meter lange Radialsparren, die sich bis zum Druckring nach oben verjüngten. Zur sichtbaren Betonung der Konstruktion wurde die Dachhaut unterhalb der Balken angebracht. Oberhalb der Schräge waren zwei Laternen aufgebaut, wobei die untere immer noch einen Durchmesser von 31 Meter hatte. Ein äußerer Umgang bot den Besuchern der Ausstellung hier auf über 70 Meter Höhe einen Panoramablick über die gesamte Ausstellung, auf Wien und das Umland. Über dem Dach erhob sich die zweite Laterne mit Rundkuppel. Höchster Punkt des bis 85,30 Meter aufragenden Gebäudes - und damit der gesamten Ausstellung - war schließlich eine vergoldete und mit Steinen besetzte vier Meter hohe Nachbildung der Kaiserkrone.

Ein riesiger Bau als Wahrzeichen der Ausstellung, in seinen Ausmaßen den Petersdom übertreffend - ein "Meisterwerk der Technik", Symbol für die "enormen Fortschritte des Ingenieurswesens", geschmückt mit der Krone - stand im Zentrum des gigantomanischen Selbstdarstellungstriebs des gerade zu wirtschaftlichem Selbstbewusstsein gelangten Kaiserreiches. Im Inneren der Rotunde sollten sich dekorative Elemente "dem Eisengerippe anpassen", sollte die Schönheit der Konstruktion mittels Schmuck lediglich betont werden. Gemauerte Rundbögen verbanden die Stützpfeiler, während die Blechhaut und die Eisenpfeiler mit Jute überzogen und mit Figuren geschmückt wurden. Durch große Seitenfenster und die Laterne fiel großzügig Tageslicht ein. Vier große Bäume des vormaligen Parkgeländes schmückten das Zentrum der Halle mit dem prunkvollen Zentralbrunnen von Durenne. Ein hydraulischer Aufzug brachte die Besucher zur inneren Galerie in 23 Meter Höhe, von der man nicht nur Übersicht über den Ort der schönsten Exponate und der großen Feste erhielt; ein Durchgang führte nach draußen auf das Zeltdach, wo Steigleitern die Gäste bis zur Krone geleiteten.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr