Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1873 in Wien
Der Erfinder der Rotunde und der Generaldirektor


Jahr: 1873
Stadt: Wien
Land: Österreich
Dauer: 1. Mai - 31. Oktober 1873
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Copyright: Frauberger, S. 101
Biographie

Der 1808 in Schottland geborene Ingenieur John Scott Russel war bereits vor der Wiener Weltausstellung berühmt als Fachmann für scheinbar unlösbare Aufgaben. Aufsehen erregten vor allem die Konstruktion des damals größten Dampfschiffs der Welt, "Great Eastern", und die Transferierung des 'Crystal Palace' der Londoner Weltausstellung von 1851 nach Sydenham.

Nach seinem Studium der Mathematik und Mechanik wurde Russel bereits mit 26 Jahren Professor für Experimentelle Physik an der Hochschule in Edinburgh. Neben seiner theoretischen Forschung bemühte er sich kontinuierlich um die praktische Umsetzung der Ideen, was sich im Bau zahlreicher Modelle für Dampfschiffe und Straßenlokomotiven niederschlug. Schließlich übernahm Russel die Leitung der Caird-Werft in Glasgow, wo seine Erfindungen bahnbrechend für den modernen Schiffsbau wirkten. Der Generalkommissar der Wiener Weltausstellung Freiherr Schwarz-Senborn sah in Russel den idealen Ingenieur für die Entwicklung einer außergewöhnlichen Attraktion für das Großereignis. Schließlich übertraf der Plan alle seine bisherigen Leistungen. Mit dem Entwurf der Rotunde projektierte Russel den größten Kuppelbau der Welt.


Der Generaldirektor der Weltausstellung: Dr. Wilhelm Freiherr von Schwarz-Senborn

1816 in Wien geboren, studierte Schwarz-Senborn zunächst technische Chemie und setzte sich praktisch für die Verbreitung gewerblicher Technik ein. Als Sekretär des niederösterreichischen Gewerbevereins hatte er entscheidenden Anteil an wirtschaftlichen Reformen und wurde schließlich Sekretär im Handelsministerium. Ab 1860 war er ständiger Vertreter Österreichs bei internationalen Ausstellungen. Sein persönlicher Einsatz für die heimische Wirtschaft und die als Ausstellungskommissar gewonnenen Erfahrungen qualifizierten Schwarz-Senborn zum Berater des Kaisers in wirtschaftlichen und außenpolitischen Fragen in den Jahren zwischen 1860 und 1866. Nach der Londoner Weltausstellung 1862 wurde Schwarz-Senborn Direktor der Commerz-Kanzlei der österreichischen Botschaft in Paris. Am 9. Januar 1871 wurde Schwarz-Senborn auf Wunsch der Regierung und des Kaisers offiziell zum Generaldirektor der Weltausstellung berufen. Unter der Bedingung, völlig freie Hand bei den Entscheidungen bezüglich des Ausstellungskonzeptes zu haben, willigte er ein und folgte im Mai 1871 dem Ruf nach Wien. Am 1. August 1871 eröffnete Schwarz-Senborn an der Ringstraße sein Wiener Büro. Doch schon während der Vorbereitung der Ausstellung erntete Schwarz-Senborn heftige Kritik für seinen als eigenwillig und chaotisch beschriebenen Führungsstil. Die Regierung warf ihm ferner die Bevorzugung ausländischer, insbesondere französischer Aussteller gegenüber österreichischen Unternehmern vor. Zunächst als Ausstellungsfachmann hochgelobt, machte man Schwarz-Senborn nachträglich für die Kostenüberschreitung und den finanziellen Misserfolg der Ausstellung verantwortlich. Nach der Weltausstellung schickte man ihn 1874 für ein paar Jahre als Botschafter nach Washington. Auch nach seiner Rückkehr nach Wien konnte er seinen ursprünglichen Wunsch, Bürgermeister zu werden und die Stadterweiterung zu vollenden, nicht mehr verwirklichen. Die großartige Karriere fand mit dem Desaster der Weltausstellung in Wien ihr vorzeitiges Ende.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr