Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1867 in Paris
Die Kunstausstellung - eine dekorative Nebenrolle


Jahr: 1867
Stadt: Paris
Land: Frankreich
Dauer: 1. April - 3. November 1867
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Copyright: L'Illustration, Nr. 1272, 13.7.1867, S. 21f
Die Kunst

Bereits auf der Londoner Weltausstellung 1851 polemisierte die Öffentlichkeit gegen die Degradierung der Kunst zum schmückenden Beiwerk der Industrieschau. 1867 sollte die Kunstausstellung wiederum nur eine sekundäre Rolle spielen. Obwohl Kunstwerke die erste Gruppe im Klassifikationssystem bildeten, sah die Ausstellungskommission, die in erster Linie aus Industriellen und Ökonomen bestand, für diese Abteilung nur eine der kleinsten Ausstellungshallen vor. Dies hatte zur Folge, dass die Gemälde für die Besucher kaum mehr sichtbar in fünf oder mehr Reihen übereinander hingen.

Einige Länder wie Belgien, Holland, die Schweiz und Bayern installierten daraufhin ihre Kunstausstellungen in eigenen Pavillons im Park und konnten somit bis zu 200 Gemälde ausstellen. Andere Länder hingegen wie zum Beispiel die Türkei oder Brasilien mussten in der von Frankreich dominierten Ausstellung im Palast mit Platz für nicht mehr als sieben Werke auskommen. Als sehr problematisch hatte sich zudem die Zusammensetzung der Auswahljury für Malerei und Zeichnung erwiesen. Sie bestand zu gleichen Teilen aus Angehörigen der Ausstellungskommission, Mitgliedern der Académie des Beaux-Arts und Künstlern, denen bereits Medaillen zuerkannt worden waren oder die Mitglieder der Ehrenlegion waren. Repräsentative Absichten standen im Vordergrund, schließlich sollte die Jury einen konservativen und retrospektiven Ansatz der Kunstausstellung garantieren.

Die jüngeren Naturalisten oder die zukünftigen Impressionisten wie Monet, Renoir, Degas, Cézanne oder Berthe Morisot fehlten. Abgesehen davon fühlte sich eine große Zahl wichtiger französischer Künstler ausgeschlossen - nach dem Vorbild von Courbet 1855 organisierten einige daraufhin ihre eigenen Ausstellungen außerhalb des Geländes. So stellte Manet in einer Galerie nahe der Pont d´Alma später berühmt gewordene Gemälde wie Das Frühstück im Grünen oder sein Panorama de l'Exposition universelle aus. In der Nähe hatte Courbet, obwohl er die Schau im Palast mit vier Gemälden beschickte, einen eigenen Pavillon installiert, der als permanente Realismus-Ausstellung gedacht war.

Im Ausstellungspalast hingegen wollte man neben Landschaftsmalerei von Rousseau vor allem Exotik oder Historienbilder im akademischen, neoklassizistischen Stil sehen. Schließlich fanden sich an den Wänden überwiegend Arbeiten der Jurymitglieder, u.a. von Meissonier, Gérôme, Dupré, Bouguereau, Millet, Daubigny, Huet und Corot, die anders als Courbet alle mit zwischen acht bis vierzehn Gemälden vertreten waren. Besonders beliebt und präsent waren Genrebilder. Obwohl nur Werke gezeigt werden sollten, die nach dem 1.1.1855 ausgeführt worden waren, erwies sich die Ausstellung letztendlich als Retrospektive des Bekannten. Die Kunst war in ihrer schmucklosen, gedrängten und unkomfortablen Präsentation ein Produkt unter vielen, nur ein "gefälliges Accessoire", wie Charles Blanc, der selbst Jurymitglied war, 1867 in der Zeitung Le Temps äußerte. Die Ausstellung hatte besonders zum Erfolg von Messionier beigetragen. Mit zunehmendem Verlust der politischen Stabilität verlor die Öffentlichkeit jedoch bald das Interesse für die akademische Malerei.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr