Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1867 in Paris
Harmonie für die Welt und Jahrmarktreiben


Jahr: 1867
Stadt: Paris
Land: Frankreich
Dauer: 1. April - 3. November 1867
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Copyright: Ebeling, Anhang
Konzept

Um der Welt den Glanz des Second Empire zu präsentieren, wollten die Organisatoren besonders den technischen und ökonomischen Fortschritt Frankreichs herausstellen. Kulisse der Exposition universelle war das von Baron Haussmann radikal erneuerte Stadtbild von Paris. Doch nicht nur an Größe und Besucherzahlen sollte diese Weltausstellung alle vergangenen Projekte übertreffen. Das Konzept des Kommissars der Ausstellung, Frédéric Le Play, verfügte über innovative Ansätze, die spätere Weltausstellungen maßgeblich beeinflussten. Erstmals versuchte man, durch ein umfassendes Klassifikationssystem alle Gebiete menschlicher Tätigkeit in nur zehn Gruppen zu erfassen, die wiederum in mehrere Klassen aufgeteilt wurden. Unterschieden wurden: 1. Kunstwerke, 2. Material und Anwendung der freien Künste, 3. Möbel und Hausgeräte, 4. Kleidung, Stoffe und andere Objekte die von Menschen getragen werden (zum Beispiel Schmuck und Waffen), 5. Industrieprodukte und Maschinen zur Gewinnung von Rohstoffen, 6. Instrumente und Prozesse der angewandten Künste, 7. Nahrungsmittel, 8. Landwirtschaftliche Produkte, 9. Gartenbauprodukte und 10. Gegenstände zur Verbesserung der physischen und moralischen Lage der Völker. Hier wurden nicht nur Produkte vorgestellt, sondern auch die menschlichen Tätigkeiten und ihre Bedingungen innerhalb der Gesellschaft berücksichtigt.

Der Besucher sollte durch Vorführungen von handwerklicher Arbeit und maschineller Produktion Einblick in Herstellungsprozesse gewinnen. Hutmacher und Schuster boten ihre Produkte zum Verkauf an und führten Reparaturen aus. Es wurden aber auch Lehrmittel gezeigt und die Bemühungen um verbesserte Wohnkonzepte erörtert. Dass man dieses moralische Anliegen in einer Zeit sich zuspitzender sozialer Konflikte besonders hervorhob, ist auch Kaiser Napoleons persönlichem Beitrag zur Ausstellung zu entnehmen. Er präsentierte den Entwurf eines Arbeiterhauses - das von der Jury erwartungsgemäß mit einem Grand Prix ausgezeichnet wurde. Zudem präsentierte man die Entwicklung der Zivilisation aus französischer Sicht in einer Ausstellung zur Geschichte der Arbeit, für die Material von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert bereitgestellt wurde.

Le Play hatte für diese Bestandsaufnahme ein Raumkonzept gefunden, das alle Themen und Länder unter einem Dach versammelte, von einem bloßen Wettkampf der Nationen jedoch wegführte. Die Besucher konnten sich je nach Bewegungsrichtung im Palais entweder einem Land oder einer Produktkategorie widmen. Zur Hervorhebung der Exponate und ihrer gleichberechtigten Organisation in einem harmonisierenden Ordnungssystem musste also eine rationale Raumlösung entwickelt werden. Als Grundriss bot sich ein riesiges Oval an, dessen konzentrische Zonen Produkte derselben Gruppe aller Nationen beherbergten und dessen radiale Sektionen jeweils einer Nation gewidmet waren. Allerdings besetzte Frankreich beinahe die Hälfte des Palastes und die verbleibende Ausstellungsfläche wurde nach dem Prestige der Länder aufgeteilt. Mit der Konzeption des Ausstellungspalastes wandte sich Le Play zudem gegen die Tradition herkömmlicher Palastarchitektur, für die historische Stile adaptiert wurden und eine hierarchische Anordnung der Räume typisch war.

Wenn auch das von Frankreich gesetzte Weltmodell in seiner ringförmigen Form zur Demonstration der eigenen kulturellen Vormachtstellung benutzt wurde, war bereits die Idee späterer Themenausstellungen angelegt. Erstmals erhielten die ausstellenden Nationen die Gelegenheit, in dem den Palast umgebenden Ausstellungspark Pavillons nach eigenen Entwürfen zu errichten. Die Architektur gewordene enzyklopädische Systematisierung der Welt aus französischer Sicht stand damit zwar im räumlichen und ideellen Zentrum der Gesamtanlage, doch trug v.a. die Inszenierung im Park zum Erfolg dieser Weltausstellung bei.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr