Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1967 in Montreal
Der Mensch im Mittelpunkt


Jahr: 1967
Stadt: Montreal
Land: Kanada
Dauer: 28. April - 27. Oktober 1967
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Copyright: Architectural Review, Bd. 142, Nr. 846, August 1976, S. 99
Thema

Mit einer Konferenz führender Intellektueller, Universitätsangehöriger, Künstler und Schriftsteller begann im Mai 1963 in Quebec die konzeptionelle Arbeit am Ausstellungsthema. Dieser 'Braintrust' suchte nach einer modernen, die ganze Entwicklung der Menschheit erfassenden Aufgabenstellung für die Expo '67. Nicht mehr der wissenschaftliche, technologische und industrielle Fortschritt allein, sondern auch die soziale Verantwortung des Menschen und der gewissenhafte Umgang mit der Umwelt sollten in der Ausstellung gezeigt und gefördert werden. Die Kommission fand das passende Leitmotiv im Titel des Roman "Terre des Hommes" von Antoine de Saint-Exupéry; ins Deutsche übersetzt wurde es mit "Der Mensch und seine Welt". Saint-Exupéry definierte in seinem Buch den für ihn wesentlichen Charakterzug eines Menschen: "Ein Mensch zu sein, bedeutet zu spüren, dass man durch den eigenen Beitrag die Welt erbauen hilft." ["To be a man is to feel that through one's own contribution one helps to build the world."]

Das Motto wurde für die Themenausstellungen in neun Pavillons mit siebzehn Bedeutungskreisen aufgefächert, die den Menschen in all seinen Wirkungsbereichen vorführen sollten: als Schöpfer und Forscher, als Produzenten und Erzeuger, als Gemeinschaftswesen. Sie zeigten die Bedingungen des menschlichen Lebens und setzten sich mit seiner Gesundheit und dem Schutz seiner Umwelt auseinander. Humanitäre Ziele und Grundsätze gewannen angesichts des technologisch-wissenschaftlichen wie auch des politisch-wirtschaftlichen Wettbewerbs zwischen den Nationen und Machtblöcken in den sechziger Jahren an Bedeutung, und so wurde die Völkerverständigung als Ziel der Veranstaltung definiert. Damit stand man in der Tradition der Brüsseler Weltausstellung, doch angeboten wurden wiedervor allem technikorientierte und dirigistische Lösungen für die Probleme der Menschheit.

Natürlich wurde auch versucht, im Logo für die Expo '67 das Thema gleichnishaft auszudeuten. Julien Hébert, ein Grafikdesigner aus Montreal, verwendete dafür ein uraltes, grafisch eingängiges Symbol für Menschen, die von ihm paarweise in einem Kreis arrangiert wurden. Dieses leicht zu verstehende Zeichen für die Zusammenkunft der Menschheit erfreute sich großer Beliebtheit. Wahrzeichen der Weltausstellung sollte die über zwanzig Meter hohe und 60 Tonnen schwere, 23 Meter hohe Plastik 'Der Mensch' von Alexander Calder sein, die der Künstler in rostfreiem Stahl für den kanadischen Nickelkonzern entworfen hatte. In einfachen, stark abstrahierten Scheibenformen stellte sie eine Menschengruppe dar, die durch parabelförmige Platten und Stützen zusammengehalten wurde.

Die Pavillons für die Themenausstellungen folgten zumeist dem allgemeinen Trend der Expo '67, große stützenlose Innenräume mit Hilfe leichter Raumtragwerke zu überdachen. Im Pavillon 'Mensch und Gemeinschaft' der Architekten Erikson & Massey wurde das Dach mit Hilfe von sechseckigen, übereinander gestapelten Balkenkränzen gebildet, die sich nach oben parabelförmig verjüngten. Da die Balkenkränze versetzt angeordnet wurden, entstanden Zwischenräume, die mit Lattenrosten und gewellten, halbdurchsichtigen Plastiksegmenten gedeckt wurden. Der Blick in den tiefen Trichter bis in Dachspitze ließ bei manchem Besucher Schwindelgefühle aufkommen. Diese gewagte Konstruktion überdachte eigentlich nur einen mit Wasserflächen, wenigen Bänken und Pflanzen möblierten Ruheraum, die eigentlichen Ausstellungshallen wurden dahinter auf einem hexagonalen Grundriss errichtet und ebenfalls mit einer Balkendeckenkonstruktion überdacht.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr