Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1939 & 1940 in New York
Die Macht der Konzerne


Jahr: 1939
Stadt: New York
Land: USA
Dauer: 30. April - 31. Oktober 1939 und 11. Mai
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Bilanz

Zwar bot die New Yorker Schau einerseits noch die klassische Form einer Weltausstellung, eine Leistungsschau der Industrieprodukte, deren Funktion mit Schautafeln und Fotos erläutert wurde, andererseits prägten jedoch vor allem spektakuläre Inszenierungen der Großkonzerne das Gesicht der New York Fair. Die Technik wurde als das Wundermittel für die Gestaltung einer glücklichen Zukunft gefeiert: mit Robotern und ferngesteuerten Maschinen sollten den Menschen die Lasten des Alltags abgenommen werden.

Erste Schritte hin zur technikdominierten Zukunft wurden im Kommunikationssektor gemacht. Auf der New York World's Fair erblickte ein neues Massenmedium das Licht der Welt: die Firma R.C.A. übertrug die Eröffnungszeremonie der Weltausstellung live im Fernsehen. Das war zunächst natürlich nur ein auf New York beschränktes Ereignis, denn die Sendung wurde nur von den Antennen des Empire State Building ausgestrahlt. Außerdem konnten sich nur wenige den sehr teuren Fernseher leisten, doch auf dem Messegelände selbst waren die Geräte ständig von Besuchern umlagert. Mit dem Faxgerät wurde ein anderes, aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenkendes Kommunikationsgerät ebenfalls 1939 erstmals einem breiten Publikum vorgestellt.

Kaum ein Industriezweig hatte sich in den letzten Jahrzehnten so stürmisch entwickelt wie die Elektroindustrie. Im elegant mit einer gläsernen Fassade verkleideten Pavillon des Elektrokonzerns Westinghouse wurden gleich zwei innovative Exponate präsentiert. In der Mitte des Gebäudes war der 'Singende Lichtturm' [Singing Tower of Light] aufgestellt worden, der die Besucher auf die Halle der elektrischen Kraft und die Halle des elektrischen Lebens neugierig machen sollte. In diesem mit mechanischen und elektrischen Wunderdingen geradezu vollgestopften Pavillon konnten gleichzeitig die Möglichkeiten elektrischer Ausstellungsarchitektur unter Beweis gestellt werden. Die zweite Attraktion bei Westinghouse war die Zeitkapsel, die in einer fünfzehn Meter tiefen Gruft versenkt wurde. Angefüllt mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, Warenproben, Büchern, Münzen und Mikrofilmen soll sie erst nach 5000 Jahren, im Jahr 6039 wieder geöffnet werden.

Die zweite Industriebranche, die das Gesicht des 20. Jahrhunderts prägen sollte, die Automobilindustrie, hatte in New York einen nicht weniger beeindruckenden Auftritt. Die drei großen Konzerne, General Motors, Chrysler und Ford, bauten die größten Pavillons. Der Chefdesigner bei General Motors, Norman Bel Geddes, formulierte ihr Motto: "Heute ist Geschwindigkeit der Schrei unseres Zeitalters." [Today, speed is the cry of our era.] Die Ära der Eisenbahn war in den USA bereits vorbei, und die Flugzeugindustrie steckte noch in den Kinderschuhen, also verkörperte das Auto ideal den amerikanischen Traum von ungehinderter Mobilität.

Henry Ford höchstpersönlich hatte wie schon sechs Jahre zuvor in Chicago die Idee für den Pavillon seiner Firma. Die Besucher standen Schlange, um auf einer Spirale, der "Straße der Zukunft", die neuesten Automodelle Probe zu fahren. Im Inneren des Pavillons konnte man sich über den Ford'schen Produktionszyklus informieren. Auf einer 150 Tonnen schweren, kegelförmigen Drehbühne zeigten kleine Modelle mit beweglichen Puppen die Entstehung eines Fordautos, vom Abbau der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt, dass auf der Spitze des Bühnenaufbaus ausgestellt wurde.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr