Die Geschichte der Weltausstellungen

Die Weltausstellung 1933 & 1934 in Chicago
Fortschritt und Nutzen


Jahr: 1933
Stadt: Chicago
Land: USA
Dauer: 27. Mai - 12. November 1933 und 25. Mai
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Copyright:
Die Wissenschaftsausstellung

Ziel der Ausstellung in der Halle der Wissenschaften war es, die Bedeutung der Grundlagenforschung herauszustellen und deren grundlegenden Einfluß auf die Wirtschaft und das Alltagsleben zu demonstrieren. Bereits im Vorfeld sorgte eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit mit einer eigens für die Weltausstellung gegründeten Zeitschrift, mit Radiosondersendungen zu Themen der Wissenschaften und mit der Bereitstellung von Material für die internationale Presse für ein aufnahmebereites Publikum.

Das Science Advisory Committee (SAC) wollte fünf Ziele verwirklichen: es sollten die wichtigsten Wissenschaften und ihre Methoden demonstriert und die herausragenden Phänomene und Entdeckungen portraitiert werden. Die Abhängigkeiten zwischen dem modernen Leben und der industriellen Entwicklung wurden vorgeführt, indem neue Produkte wie Kühlschränke nicht als isolierte Schauobjekte sondern in einem idealen häuslichen Kontext gezeigt wurden. Und schließlich sollten die Ausstellungsbesucher einen Weg von der "Ignoranz und Überheblichkeit" gegenüber den Wissenschaften hin zur Anerkennung der wissenschaftlichen Methode finden.
Auf Empfehlung des SAC ließen die Ausstellungsorganisatoren Lehrfilme, Dioramen und Diashows zur Vermittlung der Grundlagenwissenschaften herstellen, während die Auswirkungen der angewandten Wissenschaften auf das Wirtschaftsleben von der Industrie selbst gezeigt wurden, wobei ein Ausschuss lediglich kontrollierte, dass keine Exponate doppelt gezeigt wurden.

Diese Konzeption sorgte für durchaus eindrucksvolle Präsentationen. In begehbaren Rauminstallationen konnten die Besucher etwa in der chemischen Abteilung durch ein riesiges dreidimensionales Periodensystem der Elemente gehen. Ein darüber schwebender Globus zeigte die Hauptvorkommen der Elemente an. In der medizinischen Abteilung bot der Gläserne Mensch aus dem Dresdner Hygienemuseum Einblick in die Funktion der Organe. Auch die Geisteswissenschaften konnten ihren Beitrag zur Entwicklung der Menschheit vorführen. So wurde in der Halle der Religionen demonstriert, wie die Religionen mit ihren sozialpädagogischen Aktivitäten auf die immer schnelleren Veränderungen der Welt moderierend reagieren konnten.

Die amerikanische Autoindustrie wendete erheblich Mittel auf, um ihren Beitrag zum Fortschritt eindrucksvoll zu beweisen. General Motors baute den größten Firmenpavillon. Hier wurden an einem Montageband Chevrolets vollständig zusammengebaut. Der Konkurrent Chrysler bot dagegen eine 500 Meter lange Teststrecke auf, bei der die Besucher in von berühmten Renn- und Stuntfahrern gelenkten Autos mitfahren konnten. Gegen solche Attraktionen konnte die Bundesregierung nur mit einem mit Kavallerie und Artillerie bestückten Militärlager ankommen, das Einblicke in Ausbildung und Drill von Soldaten bot. Im Pavillon des Staates New York demonstrierte der alte Konkurrent Chicagos sein gewaltiges Entwicklungspotential mit wandhohen Fotografien von Edward Steichen.

Das Art Institute of Chicago an der Michigan Avenue organisierte zeitgleich eine große Kunstausstellung, die am Gewinn der Weltausstellung beteiligt wurde. Ein Busshuttle brachte die Besucher kostenlos zum Museum. Die Ausstellungsorganisatoren ersparten sich damit den Bau eines brandsicheren Kunstpalastes, ohne den es nicht möglich gewesen wäre, wichtige Kunstwerke auszuleihen. Betitelt mit "A Century of Progress in American Collecting", zeigte die Ausstellung vor allem kapitale Kunstwerke aus privaten amerikanischen Sammlungen. Für die zweite Saison 1934 wurde in einer weiteren Ausstellung die amerikanische Kunst mit europäischer Kunst, etwa den Impressionisten verglichen.



EXPOSEEUM - Das Weltausstellungsmuseum, Hannover, Expo Plaza 11
Geöffnet jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr