Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Kraemer 1900, o.S.

Zu den Prachtbauten vorhergehender Pariser Weltausstellungen - dem Eiffelturm, dem Trocadéro und der Maschinenhalle - trat 1900 ein vielseitiges architektonisches Panorama. Die stark gestiegene Zahl der auszustellenden Themen und teilnehmenden Nationen führte zur Zusammenarbeit vieler Architekten und verhinderte die Konzentration auf ein architektonisches Wahrzeichen. Neben den beiden Kunstpalais wurden das monumentale Eingangsportal von René Binet, der in der alten Maschinenhalle errichtete Festsaal, der Palast der Elektrizität und das Wasserschloss als architektonische Attraktionen der Ausstellung gerühmt.

Über ein Haupttor mit 36 Eingängen konnte man das Ausstellungsgelände betreten. Die "Porte Monumentale" - nach ihrem Architekten auch "Porte Binet" benannt - war ein Beispiel für reich ornamentierte Kulissenarchitektur, die das Erscheinungsbild der Ausstellung wesentlich bestimmte. Die Halle bestand aus drei im Dreieck miteinander verbundenen Bogen, die von einer 500 Quadratmeter Fläche überspannenden Kuppel überdacht waren. Über der Kuppel entsprang wie aus einer Knospe ein Turm, auf dessen Spitze sich die Darstellung der Stadt Paris als Gastgeberin in Form einer allegorischen Frauengestalt von Paul Moreau-Vauthier erhob.

Der große Kunstpalast - Ort der internationalen zeitgenössischen Kunstausstellung - entstand aus der Zusammenarbeit von vier Architekten, deren unterschiedliche Auffassung in den vier differierenden, historisierenden Fassadengestaltungen zum Ausdruck kam. Das additive Arbeitsverfahren der Verwendung verschiedener Stile als Dekoration an einem Gebäude und die Kombination verschiedener Bautechniken - das Skelett des Gebäudes bestand aus einem Eisengerüst, das mit dem vorgeblendeten Mauerwerk kaschiert wurde - lassen den Grand Palais zum Zeichen für einen Umgang mit Architektur werden, der auf vergangene Form noch nicht verzichten wollte, neue bautechnische Erkenntnisse jedoch noch nicht entschieden handhaben konnte. Auch der kleine Kunstpalast gegenüber, in dessen Räumen die retrospektive Kunstausstellung mit einem grandiosen Überblick über die künstlerischen Höhepunkte der Vergangenheit untergebracht war, erinnerte mit ihrer Säulenvorhalle und dem Figurenschmuck an den Stil zur Zeit Ludwig XVI.; doch lobte man die Entwürfe des Architekten Girault wegen ihrer einheitlicheren Gestaltung.

Durch die Verwendung und Kombination verschiedenster Bauweisen und Materialien und die Anlehnung an unterschiedliche historische und regionale Stilrichtungen dachte man, den großartigen Plänen einer Jahrhundertschau einen repräsentativen architektonischen Rahmen zu geben.

Die Kürze der Bauzeit wurde nicht dafür verwendet, mit neuen architektonischen Formen für Ausstellungspavillons zu experimentieren, die ihren ephemeren Charakter zum Inhalt gemacht hätten. Vielmehr simulierte man mit hohem dekorativem Aufwand Prachtbauten aus Stein durch reich geschmückte Gipsfassaden, hinter denen sich Stahlgerüste und Drahtgitter befanden. Die Verfügbarkeit aller architektonischen Stile der Gebäude zeigte sich nicht nur am Palais des Champagners, dessen Erscheinungsbild durch eine einzige riesige Stuck-Rocaille bestimmt war oder am Palast der Reisegesellschaften "Le Tour du Monde", dessen Äußeres mit Elefantenfriesen, steinernen Ungeheuern, chinesischen Spitzdächern Elemente aller asiatischen Stile kombinierte. Architektonische Neuerungen oder zukunftsweisende Entwürfe wurden bis auf wenige Ausnahmen vermisst. Die Konstruktionen aus Stahl und Glas für Nutzbauten, wie sie in der Gartenbauausstellung zu sehen waren, kannte man bereits von früheren Weltausstellungen, wo sie ohne Ornamentik als Vorboten einer neuen Baukunst präsentiert wurden. Diesmal dagegen verfügte man frei über alle Bauformen und Stile um die Architektur in den Dienst der Produkte zu stellen. Dies kulminierte stellenweise in einer Degradierung der Gebäude zu schmuckvollen Jugendstilverpackungen.


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Die Weltausstellung 1900 in Paris
Paris als allegorische Frauengestalt
Jahr: 1900Stadt: ParisLand: Frankreich
Dauer: 15. April - 12. November 1900

 

 

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