Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Revue de l'Exposition universelle de 1889. Journal hebdomadaire, S. 53

Dem Eiffelturm als innovative und kühne Konstruktion ebenbürtig war die Galerie des Machines des Architekten Dutert und des Ingenieurs Contamin. Sie bildete den Abschluß des Terrains auf dem Marsfeld, davor war die Große Galerie für Industrieprodukte gebaut worden. Als die Schenkel eines sich zum Eiffelturm hin öffnenden großen U wurden die Paläste der Schönen und der Freien Künste seitlich an sie angebaut. Während für diese Hallen eher erprobte Dachkonstruktionen aus Glas und Eisen verwendet wurden, versuchten Dutert und Contamin für ihre Maschinenhalle eine möglichst große Spannweite stützenlos zu überbrücken. Dafür entwickelten sie ein in seiner Schlichtheit geniales Bindersystem aus Eisenträgern, das kaum weiterer Stützen oder Seitengalerien zur Ableitung des enormen Gewölbesschubs bedurfte. Mit Dreigelenkbögen, die mit beweglichen Auflagepunkten auf Betonsockeln ruhten, konnten 110 Meter in einer wie schwebend wirkenden Konstruktion überdacht werden. Die elegant gekurvten Bögen wurden in der Mitte mit einem Bolzen zusammengehalten, dadurch ließen sich die Bewegungen der Halle bei Temperaturschwankungen im Firstpunkt in 43 Meter Höhe auffangen. Untereinander waren die zwanzig Binder durch Fachwerkträger miteinander verbunden, insgesamt wurde so eine Gesamtlänge von 423 Metern erreicht.

Das Dach wurde an den Rändern zu einem Fünftel mit Wellblech eingedeckt, die breite Mittelzone überdachten beweglich gelagerte Glasplatten. Auch die Seiten- und Stirnwände der Halle waren zwischen schmalen Eisenprofilen vollständig verglast worden. Damit schien das Dach wie schwerelos in der Luft zu schweben und sich im Gegenlicht geradezu aufzulösen. Einen ähnlichen Effekt hatte zuvor nur Joseph Paxton mit dem Kristallpalast der Londoner Weltausstellung von 1851 erreicht. Wie damals wurden die konventionellen Vorstellung aus dem Steinbau auf den Kopf gestellt. Keine festen Wände begrenzten mehr die Architektur, und da, wo die meisten Kräfte und Lasten in die Erde abgeleitet wurden, wurde die Architektur auf einen - im Verhältnis zu den ungeheuren Dimensionen der Halle - winzig kleinen Auflagepunkt reduziert. Bis 1910 konnte die Galerie des Machines für weitere Ausstellungen und Massenveranstaltungen genutzt werden, dann wurde sie abgerissen - ein ebenso großer Verlust für die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts wie die Vernichtung des Kristallpalastes durch einen Großbrand 1936.

Viele Journalisten zeigten sich von der Leichtigkeit der Architektur so begeistert, dass sie nur mit Bedauern über die "Verschandelung" der Maschinenhalle durch die Exponate berichteten. Dabei wurden selbst die größten Elektrodynamos und Dampfmaschinen durch die Architektur der Halle zu Zwergengeräten verkleinert. Man konnte die "keuchenden, stampfenden, kurbelnden, schwingenden, Menschenarbeit verrichtenden Maschinen" auch in der Vogelperspektive begutachten. Auf Schienen fuhren bis zu 100.000 Besucher in etwa zehn Metern Höhe mit einer elektrisch betriebenen, beweglichen Plattform durch die ganze Halle.

Die meisten Dynamos wurden durch Dampfmaschinen angetrieben und sorgten vor allem für eine Revolution der Beleuchtungstechnik. Der Erfinder der Glühlampe, Thomas Alva Edison, demonstrierte auf seinem Stand die Möglichkeiten der Elektrizität auch für die Werbebranche in vollen Zügen. Auf einem Sockel stand die größte Glühlampe der Welt; rundherum leuchteten mit farbigen Lämpchen die Farben der USA und Frankreichs, die Jahreszahl 1889 und der Name des Erfinders auf.


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Die Weltausstellung 1889 in Paris
Die Galerie des Machines - Die größte Spannweite der Welt
Jahr: 1889Stadt: ParisLand: Frankreich
Dauer: 6. Mai - 31. Oktober 1889

 

 

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