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Copyright: Revue de l'Exposition universelle de 1889, S. 248 |
Aus der Protestresolution gegen den Eiffelturm:
„Wir Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Architekten und leidenschaftliche Liebhaber der bisher unangetasteten Schönheit von Paris protestieren im Namen des verkannten französischen Geschmacks mit aller Kraft gegen die Errichtung des unnötigen und ungeheuerlichen Eiffelturmes im Herzen unserer Hauptstadt, den die oft von gesundem Menschenverstand und Gerechtigkeitsgefühl inspirierte Spottlust der Volksseele schon den Turm zu Babel getauft hat. Wird die Stadt Paris sich wirklich den überspannten, den geschäftstüchtigen Phantastereien einer Maschinenkonstruktion - oder eines Konstrukteurs - anschließen, um sich für immer zu schänden und zu entehren?“
Joris-Karl Huysmans: Das Eisen
Vor dem Ausstellungspalast ragt der berühmte Turm empor, von dem die ganze Welt schwärmt. (...) Er hat keineswegs, wie befürchtet wurde, einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen; im Gegenteil, er hat zu gräßlichen, abgedroschenen Vergleichen inspiriert: "Triumphbogen der Industrie, Turm von Babel, Zyklop, Spinngewebe aus Metall, eisernes Spitzengeflecht". In (...)rührender Einmütigkeit katzbuckelt die gesamte Presse vor Monsieur Eiffel, rühmt seine Genialität. Und dabei ähnelt sein Turm einem im Bau befindlichen Fabrikschlot, einem Gerippe, das darauf wartet, mit Quadersteinen oder mit Ziegeln gefüllt zu werden. Man kann kaum glauben, dass dieses Stahlgerüst ein fertiges Bauwerk sein soll (...) Dieser gewollte Eindruck des Unvollendeten, des Skelettartigen, zeugt von einer absoluten Geschmacksverirrung in der Kunst. (...) Der Eiffelturm ist von geradezu frappierender Hässlichkeit (...)
Das stählerne Netzwerk verleiht diesem angeblichen Triumphzeichen das Aussehen eines scheußlichen Vogelbauers.
Edmond und Jules de Goncourt: Tagebuch 1889-1891
Montag, 6. Mai 1889
Zu Fuß nach Auteuil zurückgekehrt, durch die Menschenmenge. Ein malvenfarbener Himmel, wie bei einem gewaltigen Brand, (...) die Place de la Concorde, eine Apotheose weißen Lichtes, in deren Mitte der Obelisk erstrahlt, rosé wie ein Champagnersorbet, - der Eiffelturm, der wie ein Leuchtturm wirkt, den eine verschwundene Generation auf der Erde zurückgelassen hat, eine Generation, die sieben Meter groß war.
Donnerstag, 2. Juli 1889
Heute abend Diner auf der Plattform des Eiffelturms, mit den Ehepaaren Charpentier, Hermant, Zola und Dayot. Die Fahrt im Aufzug: das Gefühl, ein Schiff steche in See; aber kein Schwindel. Oben bekommt man erst die richtige Vorstellung von der Größe, der Ausdehnung, der babylonischen Unermeßlichkeit von Paris, und im Schein der untergehenden Sonne sind manche Mauern und verwinkelte Gassen in ein weiches, römisch anmutendes Licht getaucht, und die klaren, geraden Linien des Horizontes werden von einer malerischen Kurve unterbrochen - dem Hügel von Montmartre, der in der Dämmerung einer großen beleuchteten Ruine gleicht. (...) Dann der Abstieg zu Fuß - ein ganz eigenartiges Gefühl, fast wie ein Sturzflug in die Unendlichkeit - diese taghellen Stufen in der Nacht, und hin und wieder ein Ausblick in den unbegrenzten Raum.
Julius Price: Vorhersagen über die Ausstellung (Pall Mall Gazette, 1889)
Es wird die gewaltigste und außergewöhnlichste Ausstellung werden, die die Welt jemals gesehen hat. Die Franzosen lieben es gerne groß: sie sind wieder einmal dabei zu beweisen, dass sie sich darauf verstehen. Verglichen mit den miserablen Warenlagern, die wir in Kensington zu sehen gewohnt sind, ist ihre Ausstellung zum Hundertjährigen von 1789 bereits jetzt verblüffend. Weder Geld noch Mühen wurden gespart. Nichts Schäbiges stört den Blick. Bis hin zum kleinsten Eisengestell stechen das künstlerische Gefühl und der gute Geschmack heraus. ( ...) Falls die den politischen Himmel verdüsternden Wolken nicht in einen Sturm ausbrechen, wird die Ausstellung die halbe zivilisierte Welt nach Paris locken, und dies gewiss mit gutem Recht, denn es ist die schönste, die die Welt jemals gesehen hat.
Jahr: 1889 | Stadt: Paris | Land: Frankreich |
Dauer: 6. Mai - 31. Oktober 1889 |