Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Leipziger Illustrierte Zeitung, 31.5.1873

Das Ziel der Ausstellungsorganisatoren, ein umfassendes Bild der gegenwärtigen Kultur unter dem Vorzeichen der friedvollen Verständigung der Völker auf österreichischem Boden zu liefern, setzte Carl von Hasenauer, Chefarchitekt der Ausstellung, bildhaft in ein architektonisches Konzept um. Ein riesiger Ausstellungspalast mit Festsaal im Zentrum, eine Maschinenhalle, zwei Landwirtschaftshallen und die Kunsthalle symbolisierten die zentralen Themen der Ausstellung. Von den Gastländern wurden unzählige kleinere Pavillons errichtet. Dazu gehörten ein arabisches Café und ein Indianerwigwam, Arbeiterhäuser und ein japanisches Dorf, eine Moschee und eine Kopie des altägyptischen Felsengrabs von Beni-Hassan, Brauerei-Pavillons und ein gusseisernes Palmenhaus.

Die Rotunde war von dem quadratischen Hallenbau des Industriepalastes umgeben, an den sich auf der West- und Ostseite die 25 Meter hohen Langhallen anschlossen, von denen an beiden Seiten wiederum je acht Querhallen abgingen. Der Grundriss, damals als "Fischgrätensystem" bezeichnet, ging auf einen fünf Jahre alten Entwurf der Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg zurück. Seine Übersichtlichkeit und die Möglichkeit, einzelne Länder in den Querhallen unterzubringen, sprach für diesen Plan. Außerdem konnte man bei Bedarf durch Überdachen der Höfe zwischen den Quergalerien zusätzliche Ausstellungsfläche gewinnen. Die Konstruktion des 70.000 Quadratmeter bedeckenden Ausstellungspalastes, der insgesamt 907 Meter lang und 206 Meter breit war, bestand aus schmiedeeisernen Stützen, die flachgebogene Gitterbögen trugen. Die Dächer waren mit Zinkblech verkleidet. Vier Portale im neobarocken Stil - eine Neuheit in der historistischen Formensprache - öffneten sich zu den vier Himmelsrichtungen. Eine Zeichnung des Hauptportals an der Südseite zeigt dessen Dimension, deren Monumentalität an die Triumphbögen des 19. Jahrhunderts denken lässt.

Parallel zum Industriepalast lag die 800 Meter lange und 50 Meter breite Maschinenhalle, die auf 40.000 Quadratmetern Ausstellungsmöglichkeiten bot. Hier sollten die "genialen Erfindungen der fortschreitenden Technik bei der ernsten Arbeit", das heißt Funktion und Arbeitsweise von Maschinen demonstriert werden. Wie die Kunsthalle und die Landwirtschaftshallen war es ein Mauerbau mit Fachwänden und blechgedeckter Dachbinderkonstruktion. Das Mittelschiff überragte die Seitenschiffe um acht Meter, wodurch Raum für große Fenster zwischen den Pfeilern war. Im Inneren waren Haupt- und Nebenschiffe lediglich durch zwei Pfeilerreihen getrennt, so dass - anders als im Industriepalast - der Gesamteindruck des Raumes erfahrbar war. Längs durch die Halle verliefen zur Erleichterung der Schwermaschinentransporte zwei Schienenstränge, die von sechs Quergleisen auf Drehscheiben gekreuzt wurden. Auf dekorativen Schmuck und monumentale Portale wurde der Funktion des Gebäudes entsprechend verzichtet.

Die vierschiffige Kunsthalle stand parallel zu den Quergalerien des Ausstellungspalastes und war durch hölzerne Arkadengänge mit den beiden Kunstpavillons verbunden. Besonders für die Oberlichtkonstruktion, die gekurvten Wände mit vielen Seitenfenstern und für die Anordnung der Gebäude um einen Garten in französischem Stil, erhielt Hasenauer in der zeitgenössischen Presse viel Lob. Die Ausstellung für zeitgenössische Kunst, eine Anordnung von Historienbildern nach Nationen, war dagegen langweilig.. Als "Juwel" der Ausstellungsarchitektur galt der Kaiserpavillon; von Architekturkritikern wurde er als "von hellenistischer Grazie angehauchtes Werk Hasenauers", als "anmuthiger Mikrokosmos der ganzen großen Anlage des Ausstellungsbaues" gepriesen. Gegliedert in einen vorspringenden Mittelbau und zwei Seitenflügel mit Pavillons an den Ecken, erschien das Gebäude wie die verkleinerte Version des Industriepalastes, doch reicher geschmückt und von edelster Ausstattung im Inneren, wo sich die Privaträume des Kaiserpaares befanden.


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Die Weltausstellung 1873 in Wien
Rotunde und Maschinenhalle
Jahr: 1873Stadt: WienLand: Österreich
Dauer: 1. Mai - 31. Oktober 1873

 

 

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