Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Leipziger Illustrierte Zeitung, 17.5.1873

Obwohl Baumaßnahmen wie die Donauregulierung oder die Sanierung des Wurstelpraters sehr umstritten waren, war das Ausstellungskomitee der festen Überzeugung, im Parkareal des Praters mit altem Baumbestand und künstlich angelegten Gewässern die ideale Kulisse für das Prestigeobjekt Weltausstellung gefunden zu haben. Als der "prachtvollste natürlichste Park" bilde er "einen herrlichen Rahmen für das mächtige Culturbild" und habe dazu beigetragen, "die Wirkung der künstlerischen Arbeiten bei der Herstellung der Gebäude wesentlich zu erhöhen". Begrenzungen wie der Bahnhof im Norden, die 1867 eröffnete, mondäne Hauptallee des Praters im Süden, der Volksprater im Westen und das Heustadelwasser mit den angrenzenden Praterauen im Osten ergaben schließlich eine Fläche, die das Marsfeld der Weltausstellung in Paris von 1867 um das Fünffache übertraf. Die ursprüngliche Idee, eine "Völkerstadt" aus vielen verschiedenen Länderpavillons zu errichten, verwarf Schwarz-Senborn zugunsten zentraler Ausstellungsgebäude für Industrieprodukte, Maschinen und Kunst.

Architektonischer Mittelpunkt der Ausstellung war der Industriepalast mit der Rotunde. Das Gelände gliederte sich in fünf von Süden nach Norden aneinandergereihte Zonen: Südlich lag der Park, der zum Industriepalast und den der Kunst gewidmeten Gebäuden führte. Hier fand der Besucher eine breite Palette von internationalen Gasthäusern, zum Beispiel dem chinesischen Teehaus, Beispiele diverser Wohnhäuser, Lesehallen und den Jury- und Kaiserpavillon. Die daran angrenzende dritte Zone war Ort der landwirtschaftlichen Produktschauen und Spezialausstellungen. Es folgte die Maschinenhalle und der dahinter anschließende Bereich bis zum Nordbahnhof, wo unter anderem Platz war für die Präsentation von Arbeiterhäusern verschiedener Nationen und für den Pavillon des Welthandels. Besucher konnten die Ausstellung über den Ausstellungsbahnhof im Norden, das Hauptportal im Süden, den Eingang am Rondell und vom Volksprater aus über das Westportal der Maschinenhalle und über das Westportal des Industriepalastes betreten.

Zwar waren die zentralen Themen noch in den Hauptausstellungshallen untergebracht, doch deutete sich in Wien bereits eine tendenziell nationenorganisierte Ausstellungskonzeption an, die sich zunehmend weg von der reinen Produkteausstellung hin zu Selbstdarstellung der Länder in individuellen Pavillons entwickeln sollte. Dafür sprechen die großzügigen Flächen zwischen den Ausstellungshallen für Länderpavillons und Spezialausstellungen. Indiz ist auch die architektonische Gliederung des Ausstellungspalastes, in dem die Länder ihrer geographischen Anordnung gemäß von West nach Ost untergebracht waren und wo die Länder in eigenen Querhallen mit jeweils eigenem Zugang repräsentieren konnten. Allerdings ermöglichte dies keine durchwegs objektive Selbstdarstellung der Länder. Zum einen inszenierten Kolonialmächte ihren vereinnahmenden Blick auf außereuropäische Gebiete, zum anderen wurde die gesamte Ausstellung vom österreichischen Beitrag dominiert. Während die westlichen Industriestaaten vor allem technische - wie die getreue Kopie der Einfahrt des neuen Mont-Cenis-Tunnels - oder wirtschaftliche Errungenschaften zur Schau stellten, versuchten außereuropäische Gäste ihr Land und ihre Kultur folkloristisch vorzustellen. Nachbauten des Tempels von Kyoto im Industriepalast oder ein ägyptisches Zelt mit authentischer Einrichtung und zugehörigen Kostümpuppen sollten andere Lebensweisen bildhaft näher bringen. Ferner wurde die Ausstellung – zum Beispiel von Japan durch die Präsentation von Exportartikeln - genutzt, um wirtschaftliche Kontakte mit Industrienationen zu knüpfen.


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Die Weltausstellung 1873 in Wien
Eine Völkerstadt: Das Gelände der Ausstellung und ihr Thema
Jahr: 1873Stadt: WienLand: Ă–sterreich
Dauer: 1. Mai - 31. Oktober 1873

 

 

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