Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: L'Illustration, Nr. 1285, 12.10.1867, S. 240

In Anlehnung an ein für die Londoner Weltausstellung von 1862 entwickeltes, aber nicht realisiertes Konzept, schlug Le Play einen ovalen, temporären Ausstellungspalast vor, der an das römische Kolosseum erinnerte. Mit Entwurf und Konstruktion desGebäudes wurde der Ingenieur Jean Baptiste Krantz beauftragt. Bei der Realisierung assistierten Baus Léopold Hardy, Charles Duval und der junge Gustave Eiffel. Um den An - und Abtransport der Exponate und den Besuchern den Zugang zu allen Teilen der Ausstellung zu erleichtern, verzichtete man auf einen mehrstöckigen Bau.

Beim Errichten der Fundamente waren im Sommer 1865 täglich zwischen 1.200 und 1500 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Gusseiserne Säulen und schmiedeeiserne Pfeiler bildeten das Gerüst des Bau. Das Dach aus Glas und Wellblech ließ reichlich Tageslicht in die Hallen. Der Grundriss gliederte sich in sieben, nach innen schmaler werdende konzentrische Ringe, die jeweils einer Kategorie von Exponaten gewidmet waen. Radiale Gänge, die die einzelnen Galerien miteinander verbanden, teilten das Innere des ovalen Baus in "Tortenstücke", entsprechend der Zahl der ausstellenden Nationen. Breitere 'Alleen', die die Längs- und Querachse bildeten, gliederten es in ein Französisches, Englisches, Deutsches und Belgisches "Viertel". Das klare und übersichtliche Ordnungssystem ging von der Gleichberechtigung aller teilnehmenden Länder und der Ähnlichkeit der Interessen für bestimmte Produktkategorien aus. Diese gleichmäßige Raumaufteilung wurde allerdings nicht konsequent verwirklicht - Zeitgenossen schrieben von einer geradezu "unvermeidlichen Unordnung".

In der Mitte des Gebäudes gab es eine "Oase" - einen 5100 Quadratmeter großen, offenen Innenhof mit Palmengarten, Springbrunnen und Skulpturen, in dem sich die Besucher vom hektischen Treiben auf der Ausstellung erholen konnten. Ein Gartenpavillon diente der Präsentation internationaler Währungen, Maßeinheiten und Gewichte. Deutete sich hier die Hoffnung auf die Entwicklung einer internationalen Währung und Maßgebung an? 1875 wurde das Internationale Büro für Gewichte und Maße in Paris gegründet.

Auf dem Rückweg passierten die Besucher zunächst den innersten, der Geschichte der Arbeit gewidmeten Ring. Daran schloss sich die Abteilung der Bildenden Künste an. Freie Künste, Hausgeräte und Möbel waren die Themen der nächsten beiden Hallen. Durch einen weitere Halle gelangte man zur Maschinenhalle, die mit ihren 35 Metern Breite alle anderen Ringe an Größe übertraf. Um die Maschinenausstellung in ihrer Gesamtlänge zu erfassen, mussten die Besucher 1.200 Meter zurücklegen; von einem Gang auf gusseisernen Stützen ließ sie sich aus fünf Metern Höhe überblicken. Erstmals eingesetzte hydraulische Aufzüge brachten die Besucher auf das 25 Meter hohe Dach. Von dort bot sich ein Überblick über die zum Innenhof hin abfallenden Glasdächer und vermittelte eine Vorstellung von den Dimension des riesigen Gebäudes.

Ein Glanzpunkt architektonischer Erfindungsgabe war die Konstruktion der Halle, deren gebogene Dachhaube durch Stützen an der Außenseite gehalten wurden; auf Mittelpfeiler im Innenraum konnte verzichtet werden. Am äußeren Rand befand sich unterhalb der großen Lichtfenster und der Balustrade der Maschinenhalle ein aus Glas und Eisen konstruierter Gürtel mit Cafés und Restaurants und freischwebendem Vordach. Während in den inneren Ringen die kulturellen Errungenschaften der Welt und des Gastgebers Frankreich inszeniert waren, wurden hier der technische und industrielle Fortschritt gezeigt. Große Aufmerksamkeit erregten der Amerikaner Samuel Morse und die Entwicklung der Telegraphentechnik und die Firma Krupp für modernste Verfahren der Stahlbearbeitung. Berühmt war die "dicke Berta" - die bis dahin größte, nämlich 50 Tonnen schwere Kanone, die 1.000 Pfund schwere Kugeln abfeuern konnte. Dieses Exponat sollte drei Jahre später im deutsch-französischen Krieg zu Frankreichs Niederlage beitragen.


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Die Weltausstellung 1867 in Paris
Der Ausstellungspalast
Jahr: 1867Stadt: ParisLand: Frankreich
Dauer: 1. April - 3. November 1867

 

 

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