Die Geschichte der Weltausstellungen
|
[Alle Weltausstellungen]
|
[Home(EXPO 2000)]
 1 

 2 


Copyright: L'Illustration 1867, Nr. 1274, 19.10.1867, S. 246

Das den Palast umgebende Parkgelände nahm zwei Drittel des Marsfeldes ein - ein einzigartiges Ensemble von Gartenanlagen und Baumgruppen, Alleen und Rasenplätzen, Seen und Brunnen mit künstlerisch gestalteten Wasserspielen als Ergänzung der nüchternen Enzyklopädie der Ausstellungshalle. Es gab Themenpavillons und ethnographischen Schaustellungen, Vergnügungsstätten für die Besucher, lebende Tiere, Pflanzen und große Exponate, die in der Ausstellungshalle keinen Platz mehr gefunden hatten.

Besucher erreichten das Gelände mit Zügen oder mit Booten auf der Seine. Innerhalb des Geländes konnten sie sich mit dampfbetriebenen Bussen oder kleineren Fuhrwerken bewegen. Besonders reizvoll waren Ballonfahrten oder die Panoramafahrt auf einem der Ausflugsboote der Seine, von wo man einen einzigartigen Blick auf die Vielgestaltigkeit des Geländes genoss.

Um sich vom hektischen Treiben des Ausstellungsbetriebes erholen, bot sich der 50.000 Quadratmeter "Jardin réservé" an. Wiesen und Baumgruppen, Grotten, Bäche und Wasserfälle ergaben eine abwechslungsreiche künstliche Landschaft. Für Interessenten der Zoologie und Botanik gab es Gewächshäuser und Gärten, die die Flora und Fauna verschiedener Klimazonen der Erde beherbergten: In zwei grottenähnlich inszenierten, begehbaren Aquarien ließ sich in die Welt des Süß- oder Salzwassers eintauchen und durch große Glasscheiben hindurch exotische Pflanzen, Fische und andere Wassertiere beobachten. In großen Volieren gab es Vogelarten aus aller Welt zu betrachten.

Einige technische Neuerungen ließen sich im Park effektvoll einsetzen, neue Beleuchtungssysteme wie die 50 Meter hohen Leuchttürme mit elektrischem Licht. Dder Suezkanal konnte im Modell besichtigt werden und wurde zudem von seinem Ingenieur Ferdinand de Lesseps selbst erklärt. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich exotische Gaststätten wie eine österreichische Weinstube, ein englischer Pub oder ein tunesisches Kaffeehaus. In diesen Lokalen, rund um den Ausstellungspalast, konnte man Abendkonzerten lauschen und wurde bis 23 Uhr nachts bei Gaslicht bedient. Der Park war dafür gedacht, dass sich die einzelnen Länder mit ihren Pavillons individuell präsentieren konnten. Bis zu 227 Gebäude wurden gezählt, in denen gemäß dem Wunsch der Ausstellungsorganisatoren "in deutlicher und zugleich interessanter Weise die Eigenthümlichkeiten des betreffenden Volkes in Bezug auf seine Sitten und Gebräuche, wie auf seine ganze Lebensweise" anschaulich wurden. Dieses Konzept wurde allerdings von den Nationen uminterpretiert und primär das Bedürfnis der Besucher nach exotischen Sensationen bedient.

Während Italien einen pompejanischen Tempel beisteuerte, präsentierte sich Ägypten mit der Replik des Tempels von Philae. Eine Karawanserei mit importierten Kamelen stand neben einer gotischen Kathedrale als Ausstellungsraum christlicher Kunst. Die Niederlande präsentierten sich mit einer Meierei und einer dampfgetriebenen Diamantenschleiferei, während Russland Bauernhäuser aus reich geschnitztem Holz aufgebaut hatte. Als Hauptattraktion wurde in der zeitgenössischen Literatur immer wieder auf den chinesischen Beitrag verwiesen. In dem teilweise nachgebauten Manchu-Sommerpalast wurden authentische Teezeremonien und chinesische Theaterstücke geboten.

Wie auf einem Abenteuerspielplatz konnten mutige Besucher mit Fallschirmen von einem Turm springen oder Taucher in einem Wasserturm beobachten. Im Vergleich zu der vorwiegend industriellen Leistungsschau im Palast, bot sich im Park eher ein äußerst unterhaltsames Bild, das in den Kolonialabteilungen der Weltausstellungen wie 1889 oder 1900 noch auf die Spitze getrieben werden sollte. Sehr zum Bedauern des Publikums wurden fast alle Gebäude nach dem Ende der Ausstellung abgerissen.


deutsch | english
1851 | 1862 | 1867 | 1873 | 1876 | 1889 | 1893 | 1900 | 1904 | 1929 |
1933 | 1937 | 1939 | 1958 | 1962 | 1967 | 1970 | 1992 | 1998 | 2000
Die Weltausstellung 1867 in Paris
Erlebnisreiche Kontraste: Der Ausstellungspark
Jahr: 1867Stadt: ParisLand: Frankreich
Dauer: 1. April - 3. November 1867

 

 

Printversion - Click Here