Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Official Catalogue, 1998 Lisbon World Exposition. Pavilion of the Future. Lissabon 1998

Paula Santos, Rui Ramos und Miguel Guedes: Zur Architektur des Pavillons der Zukunft

Es besteht bei Weltausstellungen heutzutage die wachsende Tendenz, sich darauf zu konzentrieren, was auf ihnen tatsächlich ausgestellt wird. Die Gebäude hingegen werden eher als 'Container' oder 'Lagerräume' betrachtet, während die Inhalte und der erklärende Diskurs bei der Bedeutung und dem Interesse an erster Stelle stehen. Schließlich ist dies der Hauptgrund, weshalb die Menschen vor allem hier hin kommen ( .. .) Was ... benötigt wurde, war eine klare Abfolge der Räume (...)
Im Verlauf des Reifungs- und Konsolidierungsprozesses wuchs die Idee der Form des Gebäude und seines Konzepts, indem wir uns zunehmend der Vorstellung eines 'Lagerraums' für die Ausstellung entledigten. Das Design entwickelte ein eigenes Leben und gewann an individueller Ausdruckskraft, die es relativ unabhängig von allen Themen und Diskursen machten, die ihm hätten entgegen stehen können. Gleichzeitig gewann es eine Form als mannigfaltiges und strukturiertes Konzept.


Wolfram Weimer: Angstschreie, Fiepsen und der Liebeslaut der Delphine (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Juni 1998)

" (. .. ) Der Versuch, die uns entwachsene Welt - oder auch nur seine Ozeane - wieder auf dem Gelände einer hübsch dekorierten Messe einzufangen, ist naiv und muß scheitern. Der in Lissabon allenthalben spürbare Versuch, den Sinnlichkeitsverlust durch moderne Technik virtueller Welten zu kompensieren, macht die Sache nur schlimmer. Man kann auf der Expo an Dutzenden von Computern ins Internet surfen - nur dazu braucht man nicht nach Lissabon.
Diese Weltausstellung nutzt nicht nur in übertriebener Weise das Internet - sie ist wie das Internet selbst. Sie verbreitet die Suggestion des Omnipotenten, die Idee der Welt als Dorf, die Vorstellung einer totalen Verfügbarkeit.


Filippo Beltrami Gadola: Der Pavillon der Utopie

... Der utopische Aspekt des Pavillons besteht darin, dass er in großem Maßstab ein verantwortungsvolles, konkretes Öko-Design verkörpert, das eine effektive, ökonomische Lösung für die Anforderungen einer Welt bietet, die besorgt ist über die Erneuerung ihrer Energiequellen und die Konsequenzen und Folgen des Fortschritts, so wie er seinen scheinbar unabwendbaren Gang geht. Eine Welt, die ängstlich zumindest einige klare Zeichen für einen Wechsel der Richtung, wenn nicht für eine drastische Wende erwartet.


Florian Rötzer: Das Aquarium

Auch bei der Weltausstellung in Lissabon will man nicht nur ein Meer in der künstlichen Biosphäre anbieten, sondern man will, um sie attraktiver für das erlebnishungrige Publikum zu machen, das durch Medien und Ortlosigkeit verwöhnt, stets fragt, warum es gerade hierher kommen soll, gleich alle Ozeane vorführen. Eingebettet in eine permanente Tonkulisse tauchen die Besucher "völlig in die Anblicke, Geräusche und Gerüche der natürlichen Umgebungen" ein, von denen sie nur durch Glas getrennt sind, woran sie, reichlich vor ihren Bildschirmen sitzend, ja schon gewöhnt sind. Weil das Wasser aber schon zu verschmutzt ist, bereitet man das notwendige Naß für die fünf Habitate aufwendig aus dem Lissabonner Trinkwasser auf und salzt es ein. Übrigens sind die "Felsen" der Azoren und die antarktischen Klippen aus Zement, die langen Kelpalgen aus Kunststoff, das Korallenriff ist auch ein Fake, die Meereskulissen sind gemalt. Aber die Natur, wenn sie auch noch so künstlich ist, reicht für das virtuelle Zeitalter nicht aus, das sich gerne futuristisch gibt. (...) wenn man in der virtuelle Realität der Ozeane eintaucht und eine virtuelle Kamera benutzt, kann man sogar wieder in die wirkliche Welt blicken. Ein barockes Unternehmen."

Quelle: Emília Ferreira und Klaus von Gaffron, Circuitos d´Água. Ausst.-Kat. Instituto de Arte Contemporanea, Lisboa 1998, S. 7.


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Die Weltausstellung 1998 in Lissabon
 
Jahr: 1998Stadt: LissabonLand: Portugal
Dauer: 22. Mai - 30. September 1998

 

 

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