Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: The Illustrated London News, 3.5.1862, S. 457

Der Ausstellungspalast von 1862 sollte den Crystal Palace von 1851 in jeder Hinsicht in den Schatten stellen. Da das Gebäude auch nach der Ausstellung für Messen und Industrieausstellungen zur Verfügung stehen sollte, kam eine reine Stahl-Glas-Konstruktion, wie sie Joseph Paxton für 1851 entworfen hatte, nicht in Frage. Die Fassaden und Eingänge mussten, dem Geschmack der Zeit entsprechend, massiv und mit skulpturalen Dekorationen errichtet werden. Captain Francis Fowke, Ingenieur und Architekt im Departement für Wissenschaft und Kunst der Regierung, der schon den Bau des Crystal Palace überwacht und bei der Pariser Weltausstellung 1855 als Sekretär der britischen Abteilung weitere Erfahrungen gesammelt hatte, war für den Plan verantwortlich. Den Auftrag für die Errichtung des Gebäudes erhielten d ie Bauunternehmer Kelk und Lucas, die bei der Ausschreibung das niedrigste Gebot abgegeben hatten. Sie verpflichteten sich, die volle Verantwortung für die Errichtung des Baus zu übernehmen, ihre Vergütung sollte sich dagegen nach den Einnahmen der Ausstellung richten. Vom Baubeginn am 9. März 1861 blieben nur noch elf Monate Zeit - doch wider Erwarten wurde der Palast am 12. Februar 1862 termingerecht übergeben.

Der Gebäude war für die beengten Verhältnisse zu groß geraten: Er überdeckte 6,5 Hektar und nahm den ganzen südlichen Teil des Gartengeländes ein. Im Norden schlossen sich die Gärten der königlichen Gartenbaugesellschaft an. Der Palast bestand aus einem Hauptgebäude und zwei Seitengebäuden (für Maschinen und landwirtschaftliche Geräte), die beide nach der Ausstellung abgerissen wurden. Die 350 Meter lange Hauptfassade an der Cromwell Road wurde durch hohe Bogenfenster, Eckpavillons und einen säulen- und fahnengeschmückten Haupteingang gegliedert. Von hier gelangte man in ein breites, aufwendig geschmücktes Foyer. Das Hauptschiff des Palastes verlief als Mittelachse quer dazu von Ost nach West, es war 26 Meter breit und 35 Meter hoch, und - ähnlich wie der Kristallpalast durch eine filigrane Glas-Eisen-Konstruktion gedeckt. An beiden Enden des Schiffs öffneten sich große, achteckige Räume, über denen sich gewaltige Kuppeln erhoben. Nach Norden und Süden erstreckten sich von dort aus kürzere, aber ebenfalls 35 Meter hohe Querschiffe. So entstand ein H-förmiger Grundriss. Die Höfe dazwischen wurden mit Glas überdacht und durch Galerieeinbauten ebenfalls als Ausstellungsfläche nutzbar gemacht.

Die Kuppeln aus Eisen und Glas sollten der Clou der Architektur sein, doch erschienen sie der zeitgenössischen Kritik, "weder schön noch imposant". Zwar übertrafen sie mit einem Durchmesser von 49 Metern die Kuppeln von St. Paul in London und St. Peter in Rom um einige Meter, doch waren sie mit 79 Metern nicht so hoch wie diese Dome. Daher konnte man nur von der hochgelegenen Terrasse der Gärten aus beide Kuppeln gleichzeitig sehen. Die Kosten für ihre Errichtung standen in keinem Verhältnis zu ihrem äußerst beschränkten Nutzen. Die einheimische Presse fand denn auch wenig schmeichelhafte Bezeichnungen für sie, die Kuppeln wurden als "kolossale Suppenschüsseln" und "nationale Schande" beschimpft. Von einigen ausländischen Kommentatoren wurde immerhin die Inneneinrichtung gelobt: In den Kuppelräumen war das Bodenniveau etwas erhöht worden, so dass man von dort aus nahezu die gesamte Ausstellung überblicken konnte.

Das Hauptschiff und die beiden Querschiffe wurden von niedrigeren Seitenschiffen und Galerien begleitet. Dadurch konnte zwar die Ausstellungsfläche wesentlich vergrößert werden, doch wie schon 1851 beklagten sich die dahin "abgeschobenen" Aussteller über mangelnden Publikumszuspruch. Die langgestreckten Anbauten zu Seiten des Gartenbaugeländes wurden mit Schienen bestückt, um die schweren Geräte leichter platzieren zu können. Dazwischen lagen die Dampf- und Wasserleitungen, die verschiedene Maschinen und Transmissionsmühlen antrieben und Feuerschutz bieten sollten.


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Die Weltausstellung 1862 in London
Ein kapitaler Fehlgriff: Der Ausstellungspalast
Jahr: 1862Stadt: LondonLand: Großbritannien
Dauer: 1. Mai - 1. November 1862

 

 

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