Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Architectural Review, Bd. 142, Nr. 846, August 1967, S. 147

Die Habitat genannte Wohnanlage auf der Halbinsel Cité du Havre war der Versuch, dem Wohnungsbau mit einem konsequent nach dem Baukastenprinzip gestalteten Entwurfsverfahren neue Anregungen zu liefern. Es sollten dabei nicht nur die individuellen Bedürfnisse unterschiedlichster Bewohner unter Beibehaltung hoher Wohndichte berücksichtigt werden, sondern auch moderne und kostengünstigere serielle Herstellungsverfahren für das Baugewerbe erprobt werden. In einer eigens dafür errichteten Fabrik ließen die Architekten, der nur 29jährige Moshe Safdie und sein Kollege David Barrott, Betonboxen mit fünf mal elf Metern Kantenlänge und drei Metern Höhe gießen. Von den ursprünglich geplanten 1350 Kisten wurden aus Kostengründen nur 354 Raumelemente vorfabriziert und mit Spezialfahrzeugen zur Baustelle transportiert. Zunächst plante Safdie die 85 Tonnen schweren Boxen an riesigen, umgekehrten V-förmigen Betonträgern aufzuhängen. Doch nach einer Revision des Entwurfes wurden die Einheiten nur noch mit einem Kran wabenartig zu einer komplexen zwölfgeschossigen Struktur übereinander gestapelt. Asymmetrische Auskragungen, auf denen Dachterrassen und Loggien eingerichtet wurden, konnten durch nachgespannte vertikale Kabel gesichert werden.

Was im Detail scheinbar wie beliebig zusammengesetzt wurde, ergab in der Gesamtform eine dynamisch-rhythmische Struktur, die einen spannungsvollen Kontrast zu den historischen Hafenanlagen bildete. Je nach Kombination der Kisten konnten fünfzehn verschiedene Wohnungstypen - vom Einzimmer-Apartment bis zur Luxuswohnung über zwei Etagen - angeboten werden, die alle über Klimaanlagen verfügten und mit einer Zentralheizung versorgt waren. Letztendlich entstanden für 700 Bewohner 158 Wohnungen, die so geschichtet waren, dass alle über Terrassen und ausreichend Licht verfügten.

Innen- und Außenräume der Wohnungen wurden geschickt miteinander verzahnt. Zwischen die Wohnkisten schob sich auf allen Ebenen ein System von mit Plexiglas überwölbten 4,57 Meter breiten Fußgängerwegen, den 'sky streets'. Im Erdgeschoss wurden Parkplätze angelegt, dort verlief auch die Versorgungsstraße. Angegliedert waren ein über 3.720 Quadratmeter großer Spielplatz mit einem großen See, der die Klimaanlage des Gebäudes versorgte.

Einige Wohnungen waren möbliert und standen während der Expo '67 zur Besichtigung offen. Ferner dokumentierten Modelle das neuartige Herstellungsverfahren der Baustruktur, zeigten, wie die Kisten armiert, gegossen und transportiert worden waren. Habitat musste natürlich im Laufe der Jahre den Anforderungen an modernes Wohnen angepasst werden, doch ist es, vor allem wegen der Lage am Flussufer immer noch ein beliebtes Wohnquartier. Inzwischen sorgt eine Mieterversammlung in Selbstverwaltung für den Erhalt des Gebäudekomplexes.


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Die Weltausstellung 1967 in Montreal
Gestapelt wie Bauklötze - Die experimentelle Siedlung Habitat
Jahr: 1967Stadt: MontrealLand: Kanada
Dauer: 28. April - 27. Oktober 1967

 

 

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