Die Geschichte der Weltausstellungen
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Copyright: Spilhaus 1962

In den kistenartigen Bauten des U.S. Science Pavilion bot sich drei der bekanntesten Designer Amerikas, Charles Eames, Raymond Loewy und Walter Dorwin Teague, die Gelegenheit, modernstes Ausstellungsdesign zur Rechtfertigung amerikanischer Wissenschaftsförderung einzusetzen. Eames produzierte als Einleitung in das Thema einen fünfzehnminütigen Film für sieben Leinwände auf einer langen gekurvten Wand, 'The House of Science' genannt, der die Grundlagen und die Horizonte der Wissenschaften entfaltete. Zeitgenössische Kritiker lobten sowohl die Schönheit der Bilder - Nahaufnahmen sich entfaltender Blüten und kochender Lavaströme, dazu die beobachtenden und im Labor experimentierenden Wissenschaftler – als auch die technische Perfektion der Projektion mit zurückhaltend eingesetzten Kommentaren und "angemessener elektronischer Musik".

Für den Rückblick auf die Leistungen der Wissenschaften seit der Antike wurden bedeutende Versuchsaufbauten nachgestellt; das Kontrastprogramm dazu bildeten Räume, in denen die Laborarbeit der Gegenwart vorgeführt wurde. 28 verschiedene Forschungsprojekte gingen den Fragen der Menschheit nach, etwa „Welchen Umfang hat die Erde?“ oder „Wie finden Lachse an ihre Laichplätze zurück?“. Besonders beliebt waren verhaltensbiologische Tierversuche mit lernwilligen Tauben, die für ihre Testleistungen mit Futter belohnt wurden. Die großen Systembeschreibungen der Physik und Biologie, das Mendeleev'sche Periodensystem der Elemente und das Spiralmodell der DNA von Watson und Crick hingen als dreidimensionale Modelle in den Ausstellungshallen. Hinzu kamen viele Installationen, bei denen die Besucher aufgefordert wurden, natürliche Phänomene neu kennen zu lernen, etwa Räume in denen das menschliche Wahrnehmungsvermögen mit Experimenten auf die Probe gestellt wurde.

Die Raketen- und Raumfahrtshow wurde maßgeblich von der NASA finanziert und ausgestattet, denn die amerikanische Raumfahrtbehörde wollte die immensen Ausgaben für das von Präsident Kennedy beschlossene Mondlandeprogramm rechtfertigen. Spektakulärer Höhepunkt der Darbietung war die Simulation des Starts einer Saturn-Rakete mit einer Licht-Ton-Anlage. Der Flugzeugbauer Boeing lockte dazu in seinem „Spacearium“ mit einer intergalaktischen Raketenreise in zwei Millionen Lichtjahren entfernt liegende Sternensysteme, bis zum Spiralnebel Andromeda. Die Reiseillusion wurde mit Hilfe der größten Filmprojektorlinse und einer riesigen Leinwand so perfekt vorgetäuscht, dass die meisten Besucher nach Halt bietenden Geländern greifen mussten.

Der Andrang zum Science Pavilion war immer sehr groß; alle zwanzig Minuten wurde ein weiterer Schub Menschen durch die Show geschleust. Insgesamt wurden 6.748.000 Besucher im Pavillon gezählt. Einen Tag nach Schließung der Weltausstellung leaste die Regierung die Gebäude zum symbolischen Preis von einem Dollar im Jahr und richtete darin das Pacific Science Center ein, das sich seither weiter um die Vermittlung der Erfolge der Wissenschaften in breiten Bevölkerungsschichten bemüht.

Die Raumfahrt wurde übrigens auch in den ersten Wochen der Ausstellung im Vergnügungspark 'Gayway' thematisiert – allerding für fragwürdiges Amüsement. Auf dem 'Planeten Eva' verzauberten einige barbusige Showgirls aus den Tiefen des Weltraums Astronauten in glitzernden Plastikraumanzügen. Die Show wurde bereits Mitte Mai aus "professionellen und nicht etwa moralischen Gründen" geschlossen, wie ein Pressesprecher der Weltausstellung verlauten ließ.


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Die Weltausstellungen 1962 in Seattle und 1964 in New York
Grundlagen und Horizonte
Jahr: 1962Stadt: SeattleLand: USA
Dauer: 21. April - 21. Oktober 1962

 

 

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