Die Geschichte der Weltausstellungen
|
[Alle Weltausstellungen]
|
[Home(EXPO 2000)]
 1 


Copyright: Le Memorial officiel de l'Exposition universelle et internationale de Bruxelles 1958-1962, Bd. 4, S.

Die Länderpavillons waren primär als "Hülle" für die Themenausstellungen konzipiert. Jedoch sollten kühne Formen, die sich mit an Stützkonstruktionen aufgehängten Dächern dem Bauprinzip der "Schwebearchitektur" bedienten, die Vorstellung von einer neuen, zukunftsweisenden Raumsprache vermitteln. Statt mächtiger Säulenhallen oder Kuppelbauten als Apotheosen des industriellen Fortschritts oder imperialer Machtträume, beherrschte der Eindruck von der Suche nach einer neuen Freiheit die Architekturen des Ausstellungsgeländes. Obwohl Marcel von Goethem, der leitende Architekt der Ausstellung, den ausländischen Teilnehmern absolute Freiheit in der Gestaltung ihres Beitrages zusicherte, beherrschten Begriffe wie Geschwindigkeit, Überwindung der Schwerkraft, Leichtigkeit und Transparenz die Entwürfe der meisten Architekten. Gemeinsames Gestaltungsprinzip war der Verzicht auf die statische Einheit von tragenden Wänden und Dächern und die Konzentration der Kräfte auf wenige statische Punkte, ohne dass sich jedoch daraus ein "Internationaler Stil" mit verbindlichem Formenkanon entwickelt hätte.

Ein Entwurf für eines der zehn Eingangstore in das Gelände zeigte ein in fünf Meter Höhe schwebendes deltaförmiges Schutzdach mit Flügeln von 55 und 37 Metern Länge, das mit Kabeln an einem einzigen - 50 Meter hohen - Mast aufgehängt war, der selbst von fünf Seilen im Gleichgewicht gehalten wurde. Bei den Pavillons hängte man die Dächer an speziell angefertigte Stützkonstruktionen, nichttragende Wände konnten somit verglast, freistehend und unabhängig von der Form der Dächer auf unterschiedlichsten Grundrissen errichtet werden. Die Gebäude sollten nicht mehr durch bloße Abgrenzung nach Außen Innenraum erzeugen, sondern durch Modellieren mit Licht und Raum, in einer offenen Struktur Innen- und Außenraum verbinden.

Der weltberühmte Architekt Le Corbusier ließ mit seinem Konzept des Philips-Pavillons den Traum vom Gesamtkunstwerk wieder aufleben. Als Symbol für das beginnende elektronische Zeitalter, dessen neuartige technische Möglichkeiten die Wahrnehmungsgewohnheiten und damit den Alltag der Menschen grundlegend reformieren würden, entwarf Le Corbusier in Zusammenarbeit mit Jannis Xenakis für den niederländischen Elektronik-Konzern ein "elektronisches Gedicht" - eine Choreographie aus "Licht, Farbe, Bild, Rhythmus, Ton und Architektur". Für den Pavillon entwickelte der Maler, Theoretiker, Bildhauer und Architekt auf der Grundlage von hyperbolischen Parabeln eine freitragende Dachkonstruktion, die sich über eine in den Erdboden versenkte Betonplatte spannte. 40 Zentimeter dicke Betonpfeiler waren kreuzförmig aufgestellt und in unterschiedlichen Abständen mit sieben Millimeter dicken Ringeisen so verspannt, dass sie sich zu einem netzartigen, schwungvoll gebogenen Gerüst fügten, das mit dünnen Betonplatten abgedeckt wurde. Mit silbernem Anstrich versehen, ergab sich der Eindruck einer schwebend leichten Raumskulptur, die mit ihren hautartigen Dächern den idealen Klangraum für das multimediale Spektakel im Inneren bildete. Dort wurden nämlich keine "Fabrikationsgegenstände" ausgestellt, sondern die Synthese aus elektronisch vermittelten, automatisierten, im Raum bewegten Licht- und Ton-Effekten erlebbar gemacht. Vorbei am Regieraum mit den technischen Geräten gelangten die Besucher über einen schlauchförmigen Eingangsbereich in eine Halle mit organischem, magenförmigen Grundriss, in der bis zu 500 Personen gleichzeitig in eine magische Welt tauchen konnten. Sphärische Klänge der Kompositionen von Edgar Varèse verbanden sich mit filmischen Projektionen auf Panoramaleinwänden und abstrakten Farblichteffekten im Raum zu einem achtminütigen "Elektronischen Gedicht", das unter Einsatz modernster elektronischer Medien eine visionäre Geschichte der menschlichen Entwicklung darstellte.


deutsch | english
1851 | 1862 | 1867 | 1873 | 1876 | 1889 | 1893 | 1900 | 1904 | 1929 |
1933 | 1937 | 1939 | 1958 | 1962 | 1967 | 1970 | 1992 | 1998 | 2000
Die Weltausstellung 1958 in Brüssel
Zukunftsmusik
Jahr: 1958Stadt: BrüsselLand: Belgien
Dauer: 17. April - 19. Oktober 1958

 

 

Printversion - Click Here