Ein Land wie ein Kontinent: Im Norden der kroatischen "Sichel" sind Klima und Lebensstil mitteleuropäisch, an der Adria südlich-mediterran. Kroatien war immer wieder in der Geschichte ein Grenzland. Hier verlief die Grenze zwischen dem Ost- und dem Weströmischen Reich. Hier trafen sich die Einflusszonen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirchen. Hier stießen die Reiche der österreichischen Habsburger und der türkischen Osmanen aufeinander.
Wenn die Kroaten auch viele kulturelle Einflüsse aufnahmen, so blieben sie doch immer dem Westen zugewandt. Sie benutzen das lateinische Alphabet, während die benachbarten Serben kyrillisch schreiben. Bis heute ist die Mehrheit der Kroaten römisch-katholisch, die Serben gehören der orthodoxen Kirche an.
Einen unabhängigen Staat Kroatien gab es nur von 925 bis 1102. Aber trotz der langen Fremdherrschaft bewahrten die Kroaten ihre kulturelle Eigenständigkeit.
Im 20. Jahrhunderts war das Land erst Teil des Königreichs Jugoslawien und nach dem Zweiten Weltkrieg eine Republik der jugoslawischen sozialistischen Bundesrepublik. Immer wieder kämpften Kroaten um mehr Autonomie und wehrten sich gegen die "serbische Dominanz" in der Föderation.
Mit dem Niedergang der kommunistischen Herrschaft wurden 1990 freie Wahlen möglich, die von den kroatischen Nationalisten gewonnen wurden. Am 25. Juni 1991 wurde die unabhängige Republik Kroatien ausgerufen. Die serbische Minderheit (12 Prozent) fühlte sich bedroht und rief die jugoslawische Armee zu Hilfe. Ein Bürgerkrieg begann, der bis 1995 dauerte und ganz Europa bewegte.
Im Juni 1996 entsandte der UN-Sicherheitsrat 5.000 UN-Soldaten und zivile Beobachter, die unter anderem die Wiedereingliederung der serbischen Krajina in kroatisches Staatsgebiet begleiten sollten. Am 23. August 1996 erkannten sich die Republik Kroatien und die Föderative Republik Jugoslawien gegenseitig an.
Die Versöhnung zwischen Kroaten und Serben ist möglich geworden, und das Land erholt sich allmählich von den Wunden des Bürgerkrieges.