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Bosnien-Herzegowina

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Staat: : Bosnien-Herzegowina
Hauptstadt: Sarajevo
Fäche: 51.129 km2
Einwohner: 3.500.000

 

 

Die Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina musste für ihre Eigenstaatlichkeit den höchsten Preis bezahlen. Kurz nach dem Referendum vom März 1992, bei dem sich mehr als 60 Prozent der Bevölkerung für die Unabhängigkeit aussprachen, begann ein bis 1995 andauernder Bürgerkrieg. Die einst friedlich zusammen lebenden Volksgruppen - vorwiegend katholische Kroaten (18 Prozent), orthodoxe Serben (etwa ein Drittel), Muslime (40 Prozent) -verfeindeten sich zunehmend. Die Bevölkerung von Sarajewo musste eine Blockade von 1395 Tagen aushalten.

Erst die Intervention von UNO und NATO konnte den Bürgerkrieg beenden. Im November 1995 gaben die Kriegsparteien ihre Zustimmung zum Friedensabkommen von Dayton. Seitdem besteht Bosnien-Herzegowina aus zwei Verwaltungseinheiten, die jeweils ihre eigene Regierung besitzen: die Bosnisch-Kroatische Föderation (BKF) und die Republik Srpska (RS, Serbische Republik). Beide haben jedoch auch eine gemeinsame Zentralregierung, die in der Hauptstadt Sarajewo ihren Sitz hat.

In Sarajewo haben Bemühungen zur interkulturellen Verständigung lange Tradition. Die alten Moscheen, Synagogen und Kirchen liegen eng beieinander. Denn während der mehr als 400 Jahre dauernden Herrschaft der Osmanen lebten unterschiedliche Religionsgemeinschaften friedlich zusammen. Sarajewo galt als Hort der Toleranz: 1492 nahm die Bevölkerung Sarajewos aus Spanien vertriebene Juden auf, die im Gegensatz zu anderen Städten nicht im Ghetto leben mussten. Als die Stadt 1941 von deutschen Truppen besetzt wurde, verabschiedeten führende Intellektuelle und Geistliche des Landes die "Deklaration von Sarajewo", in der sie die Ausrottung von Minderheiten verurteilten. Nach dem Ende des Kosovo-Krieges fand in Sarajewo die Balkan-Friedenskonferenz statt, um die Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens in der Region wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Die kulturellen Unterschiede in Bosnien-Herzegowina sind in den Werken des Literaturnobelpreisträgers Ivo Andric (1892-1975) meisterhaft beschrieben. In Romanen wie "Die Brücke über die Drina" oder "Wesire und Konsuln" finden heutige Leser wichtige Erklärungen für den späteren Verlauf der Geschichte Bosnien-Herzegowinas.